Sieben Jahre hofften Madschi Halabis Angehörige darauf, den Soldaten lebendig wiederzusehen. Jetzt haben sie traurige Gewissheit: Vor rund zwei Wochen stieß ein Spaziergänger in einem Wald nahe der Gemeinde Usfija auf die Überreste einer Leiche. Ein DNA-Test ergab, dass es sich dabei um Halabi handelt. Das teilte das israelische Militär mit.
Bei dem Spaziergänger, der den Soldaten fand, handelt es sich um Ibrahim Kosil, einen ehemaligen Schulfreund Halabis. Kozil machte seinen Fund während Räumungsarbeiten im Auftrag des Jüdischen Nationalfonds. Der Fonds, der landesweit für Forstwirtschaft zuständig ist, kümmert sich in der Karmel-Region um eine Wiederaufforstung des Waldes nach dem Großbrand im Dezember 2010. „Er war ein guter Junge, der nie in irgendwelche Schwierigkeiten geriet“, sagte Kosil. Der Tod Halabis sei sehr traurig, aber zumindest habe seine Familie nun Gewissheit. „Vielleicht können seine Eltern nun Frieden finden.“ Nach dem Brand bat Halabis Familie um eine Wiederaufnahme der Suche, da das Feuer Teile des Waldes freigelegt hatte.
Der Soldat Madschi Halabi war am 24. Mai 2005 von seinem Elternhaus in Dalijat al-Karmel zu seiner Basis in Süd-Haifa aufgebrochen. In der Stadt hob er Geld ab, kaufte sich etwas zu trinken und begab sich dann zu einer Mitnahmestation für Tramper. Eine Verwandte, die ihn dort traf, ist allem Anschein nach die letzte Person, die Halabi lebend gesehen hatte.
Zwei Tage darauf bekam die Familie Nachricht über das Verschwinden, sechs Tage nach dem Vorfall wurde Halabi offiziell für vermisst erklärt. Das berichtet die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“. Im Laufe der Jahre waren mehrere Suchtrupps der Polizei im Einsatz, jedoch immer ohne Erfolg. Auch die Organisation „Geboren, um frei zu sein“ beteiligte sich an der Suche und setzte für Informationen über Halabis Verbleib eine Belohnung über 10 Millionen Dollar aus. Außerdem wurden im Internet und auch in den Nachbarstaaten Israels Fotos des Vermissten veröffentlicht.
Die DNA-Spezialistin Nurit Bublil erklärte, dass bereits im September erste Proben von den Überresten Halabis im zuständigen Institut eingegangen seien. Seit dem Jahr 2008 existiert eine Originalprobe der DNA von Halibi. Deshalb könne man mit aller Sicherheit sagen, dass es sich bei dem Toten um den vermissten Soldaten handele.
Über die Umstände des Todes liegen allerdings noch keine Informationen vor. Nach Angaben der „Yediot Aharonot“ sucht die Polizei weiter nach Ursachen für den Tod Halabis. Die Angehörigen des Soldaten wollen deshalb weiter mit den Ermittlern zusammenarbeiten. „Ein Team aus der Familie kümmert sich darum, dass wir alle Informationen der Polizei bekommen. Außerdem unterstützt es die weiteren Ermittlungen“, sagte der Vater des Toten, Masmeh Halabi. Er fügte hinzu: „Wir hatten nie den Glauben verloren und hatten immer noch Hoffnung. Ich möchte allen für ihren Einsatz danken – dem Militär, der Polizei und auch der Bevölkerung Israels. Das ist ein schwerer Schlag für uns und wir befinden uns in einem schwierigen Land. Aber wir danken allen, die uns beigestanden und uns unterstützt haben.“
Die israelische Regierung und Premierminister Benjamin Netanjahu bekundeten der Familie ihr Beileid. „Das sind niederschmetternde Nachrichten. Ich fühle mit Ihrem Schmerz“, sagte Netanjahu in einem Telefonat mit der Familie. Auch Knessetsprecher Reuven Rivlin und Verteidigungsminister Ehud Barak bedauerten den Vorfall: „Das Militär und der gesamte Verteidigungsapparat des Landes fühlen mit Ihnen.“ Der Generalstabschef Benny Gantz ergänzte, man werde die Familie überall dort unterstützen, wo sie Hilfe benötige.
Hunderte Besucher, darunter auch der Wissenschafts- und Technologieminister Daniel Herschkowitz und der Vorsitzende der Oppositionspartei Schaul Mofas, kamen zu Halabis Beerdigung. Herschkowitz sagte, das Grab Halabis sei ein weiterer Teil eines schrecklichen Mosaiks, auf dem die Existenz des Staates Israel basiere. Die sterblichen Überreste des Soldaten wurden am Freitag auf dem Militärfriedhof von Usfija beigesetzt. An der Prozession zum Friedhof nahmen etwa 2.000 Menschen teil.
Nach dem Auffinden Halabis werden nun noch fünf israelische Soldaten vermisst: Sachary Baumel, Jehuda Katz und Zvi Feldman verschwanden im Libanonkrieg im Jahr 1982 nach dem Kampf zwischen Syrien und Israel bei Sultan Jakub. Der Soldat Ron Arad wurde 1986 im Libanon gefangen genommen und ist seitdem als vermisst gemeldet. Auch von Guy Hever, der im August 1997 verschwand, fehlt bisher jede Spur.