Die Angeklagten sind zwischen 14 und 16 Jahre alt und kommen alle aus Jerusalem. Laut Auszügen der Anklageschrift, die den Medien zugängig gemacht wurden, hat Abu Ta‘a am 5. September zusammen mit zwei jüdischen Arbeitskollegen, einem Mann und einer Frau, am Abend einen Club besucht. Kurz nach Mitternacht fuhren die beiden Männer die Kollegin nach Hause, da sie sehr betrunken war. Vor dem Haus der Frau wurde das Trio von einer Gruppe jüdischer Jugendlicher angesprochen. Als klar wurde, dass Abu Ta‘a Araber ist, habe einer der Jugendlichen gerufen: „Araber dürfen hier nicht sein.“ „Zu diesem Zeitpunkt begannen die Angeklagten damit, den Beschwerdeführer zu würgen und zu stoßen und benutzten ihre Fäuste, um ihn am ganzen Körper zu schlagen“, heißt es in der Anklageschrift laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“. Selbst als Abu Ta‘a am Boden lag „umringten ihn die Angeklagten und traten ihn weiter am ganzen Körper“. „All das war rassistisch motiviert, nur aufgrund der Tatsache, dass der Beschwerdeführer Araber ist“. Der Polizei zufolge hatten die Angeklagten auch mit einer Metallstange auf ihr Opfer eingeschlagen.
Während des Angriffs verlor der Araber seine Geldbörse. Einer der Juden stahl daraus 200 Dollar und 350 Schekel (umgerechnet rund 70 Euro). Er teilte sich das Geld mit seinen Freunden.
Die sechs Juden wurden nun wegen schwerer Körperverletzung und Diebstahls angeklagt.
„Ich hasse sie nicht“
Abu Ta‘a befindet sich derzeit noch in einem Krankenhaus. Er muss erneut am Knöchel operiert werden, da nach dem ersten Eingriff Komplikationen aufgetreten waren. Über die Angreifer sagte der 28-Jährige: „Ich hasse sie nicht deswegen, es tut sehr weh, aber ich hasse sie nicht.“ Er werde sich nun jedoch genau überlegen, ob er sich wieder in jüdische Wohnviertel begeben will. Falls ja, dann wahrscheinlich nur zusammen mit arabischen Freunden, sagte er laut der „Jerusalem Post“. Er fügte hinzu: „Ich bin mein ganzes Leben lang mit Juden zusammengewesen, ich kenne sie, und ich weiß, dass nicht alle Menschen gleich sind.“ Er habe nicht geglaubt, dass Rassismus in Jerusalem so stark sei, dass er in solche Gewalt umschlagen könne. Bis zu dem Angriff habe er selbst noch keinen Rassismus erlebt, nur Geschichten von anderen dazu gehört.
Erst drei Wochen vor dem Angriff auf Abu Ta‘a hatten Dutzende jüdische Jugendliche den 17-jährigen Araber Dschamal Dschulani auf dem Jerusalemer Zionsplatz brutal zusammengeschlagen. Über den Angriff wurde in den Medien als „Lynchmordversuch“ gesprochen. Der Fall hatte in ganz Israel für Empörung gesorgt (Israelnetz berichtete). In Zusammenhang mit dieser Tat wurden mittlerweile acht Jugendliche und ein Erwachsener angeklagt.