Suche
Close this search box.

Neuer Propst in Jerusalem

JERUSALEM (inn) – Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat einen neuen Propst in Jerusalem, Wolfgang Schmidt, feierlich in der Erlöserkirche in der Altstadt eingeführt. Den Gottesdienst leitete zunächst der frühere Jerusalemer Propst und spätere Bischof Johannes Friedrich. Anwesend war auch der palästinensische Präsident des Lutherischen Weltbundes, Bischof Munib Junan.
Nur vier Vertreter der Jerusalemer Christenheit waren zur Einführung des neuen Propstes gekommen.

Die Einsetzung eines neuen Kirchenoberhauptes gilt in Jerusalem als ein gefeiertes Ereignis, zu dem die zahlreichen Kirchen offizielle Vertreter schicken und auch ein offizieller Vertreter des Religionsministeriums des Staates Israel eingeladen ist. Auf den „reservierten“ Plätzen in der ersten Reihe saßen zunächst nur zwei Vertreter der Armenier, sowie zwei junge Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche. Ein Repräsentant der griechisch-orthodoxen Kirche erschien mit Verspätung, während Kopten, Syrer und Äthiopier völlig fernblieben. Von israelischer Seite war ein Vertreter der Stadtverwaltung gekommen. Die Abwesenheit des deutschen Botschafters in Tel Aviv, Andreas Michaelis, fiel auf, während die diplomatische Vertretung bei der Palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah Präsenz zeigte.
Der bayerische Altbischof Friedrich verlas die am 15. August in Hannover verfasste Ernennungsurkunde für Wolfgang Schmidt, der nun bis zum 15. September 2018 Propst, Vertreter der EKD in Israel, Palästina und Jordanien sowie Leiter der Gemeinde sei. Für „Bruder Schmidt“ sei dies „ein Tag, der Sie hoffentlich vor allem mit Freude erfüllt, vielleicht auch ein wenig mit Furcht und Zittern“, erklärte Friedrich. „Es war und ist für mich etwas Besonderes, nur wenige Meter von dem Ort entfernt über Kreuz und Auferstehung zu predigen, wo unser Herr Jesus gekreuzigt wurde und auferstanden ist.“ Das Heilige Land habe er als „Fünftes Evangelium“ erfahren. „Da gilt es in schwieriger politischer Situation die Waage zu halten zwischen der Solidarität, die uns Deutschen gegenüber Juden und gegenüber Israel selbstverständlich ist und der Solidarität mit den Schwestern und Brüdern in Palästina, die unter der Besatzung und der Ungerechtigkeit leiden. Da gilt es offene Ohren und ein offenes Herz zu haben für die Nöte, in denen Menschen leben, die sich eingesperrt und der Besatzungsmacht ausgeliefert fühlen und die nach Frieden und Gerechtigkeit rufen und für die Ängste und die Unsicherheit unter den Israelis, die sich nach Frieden und Sicherheit sehnen.“
Die Verbindung des Christentums mit dem Judentum, aus dem es hervorgegangen ist, oder dass Jesus selber Jude war, erwähnte der Theologe und ehemalige Bischof Friedrich nicht.
Schmidts Frau Anette Pflanz-Schmidt wurde ein großer Blumenstrauß überreicht, wozu die Gemeinde in der nicht ganz vollen Kirche applaudieren durfte. Friedrich hängte Schmidt das Propst-Kreuz um, Teilnehmer am Gottesdienst legten ihm die Hand zum Segen aufs Haupt und Abt Gregory Collins Benediktinerabtei Dormitio auf dem Zionsberg sprach ein Fürbittegebet.
Schmidt predigte zum Jeremia-Vers „Pflüget ein Neues und säet nicht unter die Dornen“. Obgleich nur wenige Wochen in Jerusalem, erwies der 52-Jährige in seiner Predigt schon eine intime Kenntnis der komplizierten politischen wie interreligiösen Verhältnisse. Er erwähnte sogar den „Status quo“, der die delikaten Abläufe der Prozessionen und Gottesdienste an den gemeinschaftlich genutzten Heiligen Stätten Jerusalems regelt.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen