Israels Gericht hatte angeordnet, die rund 15 Kilometer nördlich von Jerusalem gelegene Siedlung müsse bis zum Dienstag vollständig geräumt sein, da sie illegal auf palästinensischem Land errichtet wurde. Der Tageszeitung „Jerusalem Post“ zufolge sei die Evakuierung der 50 Familien in weniger als acht Stunden erfolgt. Die Bewohner hatten im März eine Vereinbarung mit der Regierung über eine freiwillige Räumung getroffen. Sie ziehen nun auf einen Hügel, nur rund zwei Kilometer von ihrem früheren Zuhause entfernt, den Israel als staatliches Land betrachtet.
Während der Räumung kam es zu kleineren Ausschreitungen, als Dutzende Jugendliche aus benachbarten Siedlungen zwei der Häuser besetzten. Sie mussten von den Sicherheitskräften gewaltsam entfernt werden. Die Polizei nahm acht der Unruhestifter fest.
Vor den Tagen der Räumung hatten die Bewohner Migrons mehrere Treffen abgehalten, um über die Angelegenheit zu beraten. Schließlich hatten sie sich darauf geeinigt, dass jede Familie selbst entscheiden solle, wie sie auf die gerichtliche Anweisung reagiere wolle. Es war bekannt geworden, dass die Polizei die Anordnung am Sonntag durchsetzen werde. Einige Familien hatten daraufhin bereits in der Nacht zum Sonntag im Schutz der Dunkelheit ihr Zuhause verlassen. Mehrere Bewohner hatten Sprüche an die Wände ihrer Häuser gesprüht. „Migron, wir werden zurückkehren“, war unter anderem zu lesen.
Die Bewohner begaben sich zunächst in die Siedlung Ofra. Dort wollen sie bleiben, bis ihre neuen provisorischen Unterkünfte nahe des Weinguts Psagot fertiggestellt werden. Migron wurde unterdessen zu militärischem Sperrgebiet erklärt.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu betonte, die Räumung Migrons sei eine rechtliche Angelegenheit und keine politische Stellungnahme über die Zukunft der Siedlungsbewegung. Er lobte die friedliche Auflösung des Außenpostens.