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Das Tal der „einsamen Wölfe“ im Internet

HAIFA (inn) – „Einsame Wölfe“ sind Terroristen, die keiner bekannten Organisation angehören – gemäß einer Warnung von US-Präsident Barack Obama sind sie eine der größten Gefahren für die westliche Welt. Der Professor Gabriel Weimann von der Universität Haifa hat zehn Jahre lang im Internet das Phänomen der „einsamen Wölfe“ erforscht. Sie seien mit herkömmlicher geheimdienstlicher Überwachung kaum rechtzeitig auszumachen.
Manche Terroristen agieren wie einsame Wölfe, haben aber Kontakt über das Internet.

Weimann hat festgestellt, dass diese Terroristen, manchmal auch „Schläfer“ genannt, in sozialen Netzwerken jedoch durchaus mit Gleichgesinnten kommunizieren und sich beraten lassen. Bei Facebook und anderen virtuellen Netzwerken fänden die „einsamen Wölfe“ dann doch ihr „Wolfsrudel“
Besondere Aktualität erhielt dieses Phänomen vor den Olympischen Spielen in London, wo Terroranschläge befürchtet wurden, ohne dass es konkrete Hinweise gab. Vor Beginn der Spiele sind angeblich mehrere israelische Agenten nach London gereist, um sich auf die Suche nach „einsamen Wölfen“ zu machen.
“Vielleicht können wir Terrorattacken von ‚einsamen Wölfen‘ besser verhindern, wenn wir die Radikalisierung von Meinungen im Internet überwachen und dabei verfolgen, wie einzelne Personen rekrutiert und trainiert werden“, so Weimann.
Die Zahl der „einsamen Wölfe“ sei in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Sie handelten alleine, beeinflusst durch radikale Ideologien, gehörten keiner Organisation an und seien keiner Hierarchie unterworfen. Hinzu komme, dass sie nicht einem speziellen Sektor in der Gesellschaft angehören, sondern eher dem „netten Jungen von nebenan“ gleichen.
Tatsächlich hat eine statistische Auswertung von Terroranschlägen zwischen 1982 in Beirut, wo die ersten Selbstmordattentate stattfanden, und 2001 ergeben, dass ausnahmslos alle Anschläge in Tschetschnien, in Sri Lanka, im Nahen Osten und anderswo von Organisationen wie Al-Qaida, Hamas, den Tamilen oder anderen initiiert, finanziert und organisiert worden sind. Im Anschluss an Terroranschläge im Nahen Osten wurden zudem Bekennerbriefe und Videos der verantwortlichen Organisationen verbreitet.
Kontakt zu bekannten Terroristen
Seit zehn Jahren hat Weimann verschlüsselte und offene Webseiten internationaler Terror-Organisationen verfolgt und zusätzlich Seiten von Unterstützern, Foren, Videos und sonstige Informationsquellen im Internet analysiert. Weimann entdeckte, dass die „einsamen Wölfe“ zu diesen Terror-Organisationen Kontakt halten und über Foren Unterstützung erhalten. Zudem bieten ihnen die sozialen Netzwerke Anerkennung durch Andere, die ihre Ideale teilen, mit denen sie Rücksprache halten und bei denen sie sich Ratschläge einholen können.
Weimann liefert in seiner Untersuchung Beispiele von Terroristen, die vermeintlich alleine gehandelt hätten, wie etwa der amerikanische Offizier Nidal Hassan, der 13 amerikanische Soldaten erschossen hat. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass er über das Internet Kontakt mit einem bekannten Terroristen hatte. Der junge Bosnier Arif Uka, der in Frankfurt amerikanische Soldaten erschossen hat, war bei Facebook der „Freund“ bekannter islamischer Extremisten. Und unmittelbar nach der Tötung von Mohamed Merah durch die Polizei in Toulouse, wo der aus Algerien stammende junge Mann vier Juden vor einer jüdischen Schule ermordet hatte, beobachtete Weimann, wie Foren von Dschihadisten (Kämpfern des „Heiligen Krieges“) die Tat Merahs verherrlichten und zu ähnlichen Taten aufgerufen hatten. Bis eine solche Facebook-Seite auf Betreiben der französischen Regierung gesperrt worden ist, hätten sich dort schon 500 „Freunde“ eingetragen.
Weimann empfiehlt Geheimdiensten und Verfassungsschützern, solche Foren intensiver zu überwachen und auch die Gesetze zu ändern, um im Verdachtsfall zugreifen zu können.

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