In Israel werde es sicher nicht zu einem Verbot von Beschneidungen kommen, sagte Rivlin am Mittwoch bei einer Begegnung mit dem Bundestagspräsidenten Norbert Lammert (CDU) in Berlin. Am Dienstag war bekannt geworden, dass das Landgericht Köln die religiöse Beschneidung bei Kindern in einem Urteil als Körperverletzung gewertet und den Eingriff damit für strafbar erklärt hat. Lammert erklärte, er sehe das Urteil „mit großer Gelassenheit“. In diesem Punkt sei „sicher nicht das letzte Wort gesprochen“. Die Entscheidung trifft vor allem Juden und Muslime, bei denen die Beschneidung zur religiösen Tradition gehört.
Rivlin hält sich seit Dienstag in Deutschland auf. Gemeinsam mit Lammert besuchte er das Mahnmal Gleis 17 in Berlin-Grunewald. Während des Nationalsozialismus waren vorwiegend von diesem Bahnhof 50.000 Berliner Juden in Konzentrationslager deportiert worden. Am Mittwoch trafen sich die Politiker zu Gesprächen im Bundestag.
Rivlin: „Deutschland weiß, was Teamwork bedeutet“
Anschließend lobte Lammert die „Besonderheit der Beziehungen“ zwischen Israel und Deutschland. Die gemeinsame Historie der Staaten werde deren Verhältnis auch künftig prägen. Rivlin erklärte, die demokratischen Werte beider Länder bestimmten deren Beziehungen. Das beinhalte auch, dass sie Meinungsverschiedenheiten haben dürften. Um die bilateralen Beziehungen zu stärken, lud er Lammert zu einem Besuch ins Heilige Land ein.
Am Ende der Begegnung wurde es dann noch sportlich: „Deutschland weiß, was Teamwork bedeutet“, sagte Rivlin und meinte damit nicht etwa die Politik. Die deutsche Fußballnationalmannschaft sei eines der besten Teams der Europameisterschaft, sagte er – und sah die Elf schon im Finale.