„Acht Jahre sind genug“, sagte Ahmadinedschad in dem ausführlichen Interview mit der deutschen Journalistin Christiane Hoffmann. Nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit kann Ahmadinedschad nicht wiedergewählt werden, die Präsidentschaftswahlen sind für Juni 2013 geplant. Danach wolle der international oft kritisierte Staatschef zurück in die Wissenschaft. Ahmadinedschad ist studierter Wasserbauingenieur und könne sich vorstellen, wieder an einer Universität zu lehren. „Vielleicht werde ich mich an der Universität politisch engagieren“, sagte er, „aber ich werde keine politische Partei oder Gruppierung gründen.“ Auch eine spätere Rückkehr in die Spitzenpolitik nach Vorbild des russischen Präsidenten Wladimir Putin lehnte Ahmadinedschad ab.
Nach seiner Begegnung mit dem ZDF-Journalist Claus Kleber im März dieses Jahres ist das FAS-Interview Ahmadinedschads erste Begegnung mit einem deutschen Medium. Gesagt hat er wenig Neues: Der Westen sei schuld an sämtlichen Kriegen der Vergangenheit und bedrohe die Sicherheit des Iran. „Die Zionisten“ bedrohten sein Land täglich mit einem Angriff, während die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent lediglich „medizinischen Zwecken“ diene. Das sei dem Westen aber sowieso klar: „Sie wissen, dass wir keine Atombombe bauen, weil wir sie für ein Mittel gegen die Menschlichkeit halten.“
Wesentlich spannender liest sich da das „Making of“ des Interviews, ebenfalls in der aktuellen Ausgabe der FAS. Hoffmann schildert darin zunächst die Vorbereitung des Treffens – fünf Monate vergingen zwischen der ersten Zusage des iranischen Präsidentenamtes und dem eigentlichen Termin. Die Reporterin, die fünf Jahre lang als politische Korrespondentin in Teheran tätig war, schreibt offen über ihre Angst, sich zu blamieren und über die Kompromisse, die sie angesichts Ahmadinedschads teils haarsträubender Äußerungen machen musste: „Widerspreche ich nicht, bleiben die Anschuldigungen stehen. Tue ich es doch, lasse ich mich auf eine sinnlose Diskussion ein, die meine Interviewzeit stiehlt.“
Hoffmann korrigiert den Präsidenten höflich, wenn er von „den Zionisten“ spricht – „Sie meinen den Staat Israel“. Ahmadinedschads Weltgeschichte, findet sie, ist „fast unerträglich“. Es sei ihr schwer gefallen, nicht immer zu widersprechen: „Das ist absurd, in keinem anderen Interview wird dem Journalisten, wenn er nicht widerspricht, Einverständnis unterstellt. Aber Ahmadinedschad ist der Holocaust-Leugner und ich bin Deutsche“ – eine Deutsche, die sich auch vor ihrem „inneren Israel“ rechtfertigen müsse.
Ahmadinedschad sei ein kleiner Mann, beschreibt die Journalistin ihren Interviewpartner. „Er bleibt klein, er bläst sich nicht auf wie Nicolas Sarkozy, er versucht nicht, sich größer zu machen.“ Der Iraner habe ruhig vor ihr gesessen, „leicht eingesunken mit nach innen gestellten Füßen in billigen Schuhen“. Eine weitere Erfahrung, die Hoffmann mit zurück nach Berlin bringt: „Kleber kann ich jetzt besser verstehen.“ Der Moderator des „heute-journals“ war nach seinem Ahmadinedschad-Interview heftig kritisiert worden – für seine scheinbar unzureichende Vorbereitung und „Sprachlosigkeit“ gegenüber dem iranischen Präsidenten.