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Gouverneur von Dschenin tot

DSCHENIN (inn) - Der Gouverneur von Dschenin, Kadura Musa, ist am Mittwoch einem Herzinfarkt erlegen, nachdem "Unbekannte" in den frühen Morgenstunden sein Haus beschossen hatten. Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) hat eine Untersuchung der Attacke auf den 60-Jährigen angeordnet.

Der akute Verdacht fällt auf "bewaffnete Männer" aus dem Flüchtlingslager von Dschenin. Offenbar wollten sie die Erschießung eines anderen Bewaffneten durch die palästinensische Polizei rächen. Musa war ein führendes Mitglied der Fatah-Partei und hat in den 70er und 80er Jahren zwölf Jahre im israelischen Gefängnis verbracht.

2004 wurde er zum Gouverneur von Dschenin ernannt und hat sich seitdem darum verdient gemacht, in der früheren "Hochburg des Terrors" wieder "Recht und Ordnung" einziehen zu lassen. Einzigartig waren auch seine Bemühungen, gute Beziehungen mit Israel zu schaffen. Zwischen Dschenin und der nur wenige Kilometer entfernten Grenze zu Israel entsteht ein gemeinschaftliches Industriezentrum mit deutscher finanzieller Hilfe. Musa hielt eine friedliche Zusammenarbeit mit Israel für die Voraussetzung einer positiven wirtschaftlichen Zukunft der Region im Norden des Westjordanlandes.

"Massaker": 53 statt 3.000 Toten

In den ersten Jahren der "Intifada" zwischen 2000 und 2003 kamen zahlreiche palästinensische Selbstmordattentäter aus der nördlichsten palästinensischen Stadt im Westjordanland. 2002 kam es zu dem sogenannten "Massaker in Dschenin", von Jasser Arafat damals als "Dscheningrad" bezeichnet. Doch anstelle der von Arafat behaupteten 3.000 Toten im Flüchtlingslager von Dschenin gab es tatsächlich bei dem israelischen Einmarsch gemäß palästinensischen Angaben 53 Tote, von denen zwei Drittel bewaffnete Kämpfer waren. Mit Sprengfallen hatten sie 23 israelische Soldaten getötet. Bei dem israelischen Einmarsch wurde lediglich das Zentrum des Flüchtlingslagers zerstört. Dort sind längst alle Häuser auf Initiative von Musa neu errichtet worden.

In Dschenin wurde nach dem Ende der Intifada das einzige Kino der Stadt auf Initiative des deutschen Filmemachers Marcus Vetter ("Das Herz von Jenin") renoviert und 2009 als Kulturzentrum in Betrieb genommen. Im Flüchtlingslager entstand ein Theater, dessen arabisch-israelischer Direktor Juliano Mer-Chamis im April 2011 von Unbekannten erschossen worden ist. Dieser Mordfall hat unter Israelis wie Palästinensern große Empörung ausgelöst, weil Mer-Chamis bei den Palästinensern als Friedensaktivist und bei den Israelis als Schauspieler sehr populär war. Bis heute konnten die Mörder nicht ausgemacht werden.

Deutsches Fliegerdenkmal

Eine touristische Attraktion in der Kleinstadt ist ein deutsches Fliegerdenkmal aus dem Ersten Weltkrieg mitsamt eisernem Kreuz und einem Propeller. Das Denkmal wurde mit deutscher Finanzierung liebevoll renoviert.

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