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Die Sendung des Julian Assange

LONDON (inn) - Der Mitbegründer der Enthüllungsplattform "Wikileaks" hat eine neue Berufung: Julian Assange spricht in seiner neuen Sendung "The World of Tomorrow" mit Personen, die in seinen Augen die Zukunft prägen werden. Als ersten Gast begrüßte er per Videoschalte Scheich Hassan Nasrallah, den Generalsekretär der libanesischen Hisbollah-Miliz.

Das Gespräch führte Assange von London aus. Der 40-jährige Australier lebt seit Ende 2010 in England und wartet derzeit auf einen Gerichtsbeschluss über seine Auslieferung nach Schweden, wo er wegen sexueller Nötigung angeklagt ist. Bekannt wurde Assange als Vertreter der Enthüllungsplattform "Wikileaks", deren Anliegen es ist, geheime Dokumente öffentlich zugänglich zu machen.

"Heute sind wir auf der Suche nach revolutionären Ideen, die die Welt in Zukunft verändern werden", stellte Assange das Motto seiner halbstündigen Sendung vor, die in Russlands Auslandsfernsehen "Russia TV" zu sehen ist. Für den Sender habe er sich entschieden, weil dieser als Alternative zu den westlichen Medien die größte Reichweite in den USA habe. Für das Gespräch mit Nasrallah standen Assange zwei Dolmetscher zur Seite. Es ging hauptsächlich um den Nahost- und den Syrienkonflikt.

Plädoyer für einen einzigen palästinensischen Staat

Zur Zukunft des Nahostkonflikts sagte Nasrallah, die einzige Lösung sei die Errichtung eines einzigen demokratischen Staates, nämlich Palästina. Dort würden Muslime, Juden und Christen in Frieden zusammenleben können. Der Staat Israel beruhe auf der Besatzung fremder Gebiete, und auch nach Jahrzehnten verjähre dieses Unrecht nicht: "Der Staat Israel ist ein illegaler Staat. Wir glauben, Palästina gehört den Palästinensern."

Nasrallah gab auf Anfrage Assanges seine Auffassung wieder, wie nutzlos die komplexe Technologie der Israelis sei. Sie könne gegen die Widerstandsbewegung der Libanesen kaum etwas ausrichten, da diese eine Volksbewegung sei. Junge Libanesen als Träger der Bewegung verständigten sich in einer Art Slang mit bestimmten "Codes", den sie von ihren Heimatdörfern kennten. Auch raffinierte Abhöreinrichtungen brächten daher nichts, da das Gesagte unverständlich bliebe.

Reformen in Syrien notwendig
 
Auf die Frage, warum er den "Arabischen Frühling" in Ländern wie Tunesien und Ägypten befürwortet, in Syrien hingegen ablehnt, sagte Nasrallah, der syrische Staatschef Baschar Assad habe die Sache der Palästinenser und der Libanesen immer unterstützt. Nasrallah sprach sich jedoch für Reformen in Syrien und einen Dialog mit der dortigen Opposition aus. "Die Alternative dazu ist ein Bürgerkrieg in Syrien, und genau das wollen die USA und Israel."

Grundsätzlich würde die Hisbollah als Vermittler im syrischen Konflikt zur Verfügung stehen, um eine politische Lösung zu erreichen. Zunächst müssten jedoch die Kampfhandlungen enden. Allerdings förderten andere Länder, sowohl arabische wie auch nicht-arabische, die Gewalt finanziell und durch Waffenlieferungen. Ebendiese Länder müssten dafür sorgen, dass die politischen Kräfte in Syrien an einen Tisch zum Gespräch zusammenkommen.

Zum Abschluss des Gespräches stellte Assange die Frage, ob es nicht angebracht sei, die Menschen auch von einem monotheistischen Gottesbild zu befreien, so wie die Hisbollah gegen die Hegemonie Amerikas kämpfe. Dem entgegnete Nasrallah, dass die "schöne Harmonie" nur bestehen könne, weil es einen einzigen Herrscher des Universums und nicht viele Götter gebe.

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