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Wenn der Konflikt nur Nebensache ist

JERUSALEM (inn) - Während sich Palästinenser und Israelis oft bekriegen, sind sie an mindestens einem Ort jedoch vereint: im Jerusalemer Hadassah-Klinikum. Dort steht für die Ärzte und Patienten nämlich die Gesundheit im Vordergrund, wie es in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" heißt.

Es gibt Situationen, da rückt der israelisch-palästinensische Konflikt in den Hintergrund. So eine Begebenheit hat die Palästinenserin Faida al-Masri aus dem Gazastreifen Anfang März erlebt, als ihr Sohn Said wieder krank wurde. Er leidet an einer schweren Stoffwechselkrankheit. An jenem Sonntagmorgen bekleidet sie sich mit einem hellen Kopftuch und einem schwarzen Mantel. Ihr Ziel: Jerusalem. Auf dem Weg zur Grenze kreuzen sich über ihr zahlreiche Raketen, doch das ist ihr egal.

Faida al-Masri ist auf dem Weg ins Hadassah-Krankenhaus, welches auf dem Ostjerusalemer Scopusberg liegt. Sie reist nicht alleine. Mehrere Bewohner des Gazastreifens haben das gleiche Ziel. In diesem Klinikum macht es keinen Unterscheid, ob jemand Jude oder Muslim, Israeli und Palästinenser ist. Etwa 40 Prozent der Patienten sind Araber, unter den Angestellten etwa 12 Prozent, berichtet die "Zeit".

Hoher Kostenaufwand

Said al-Masri leidet an Mukoviszidose. Im Gazastreifen hat er bereits eine langjährige Behandlung erhalten, jedoch veränderte sich der Zustand nicht maßgeblich. Daher reist Faida mit ihrem Sohn nun regelmäßig zur Hadassah-Klinik. Jedoch war es nicht leicht, dort eine Behandlung zu bekommen, denn die Kosten sind sehr hoch und die Familie wusste nicht, wie sie diese finanzieren sollte. Denn laut israelischem Gesundheitssystem erhalten nur Einheimische Förderung, Palästinenser müssen die Kosten selbst tragen. Doch Said al-Masri hatte Glück. Das Peres-Friedenszentrum unterstützt die Familie seither, so dass er sich die Behandlung leisten kann.

Ein weiterer Standort des Hadassah-Krankenhauses liegt etwa 15 Kilometer von dem Scopusberg entfernt in Ein Kerem. Hier herrscht das gleiche Prinzip: Es ist egal, ob der Patient oder Arzt ein Israeli oder Palästinenser ist. Gerade in der Kinderkrebsklinik steht konfessionsübergreifend die Sorge um die Kinder im Vordergrund.

Das Hadassah-Klinikum ist bekannt für einen guten Umgang mit seinen Patienten, berichtet die "Zeit". Sie zitiert einen Palästinenser, dessen Enkel in Ein Kerem behandelt wurde: "Jeder im Gazastreifen kennt das Krankenhaus." Es sei weitläufig bekannt, dass Palästinenser dort gut behandelt werden würden. Auf die Frage, ob die Erfahrungen im Klinikum seine Einstellung zu den Israelis verändert hätten, zeigte er sich zurückhaltend. "Ach, ich habe auch vorher nicht gedacht, dass sie schlecht sind." Es sei schließlich normal und menschlich, dass man kranken Kindern helfen wolle.

Keine Unterschiede

Die Behandlung steht in dem Jerusalemer Krankenhaus an erster Stelle. Probleme machten eher die Angehörigen der Patienten, wie ein Arzt erzählt. Für viele sei es ungewöhnlich, dass dort keine Unterschiede wegen der religiösen Zugehörigkeit gemacht würden – sowohl in negativer, als auch in positiver Hinsicht.

Das Hadassah-Krankenhaus hat rund 1.200 Betten verteilt auf zwei Standorte, in Ein Kerem und auf dem Scopusberg. Eigentümer des Klinikums ist die amerikanische "Women´s Zionist Organization of America". Vor rund 100 Jahren wurde sie von der Amerikanerin Henrietta Szold gegründet. Heute zählt sie etwa 300.000 Mitglieder. Das Klinikum verfügt jährlich über ein Budget von 400 Millionen Euro.

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