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Nahostkonflikt in deutschen Schulbüchern einseitig dargestellt

APPENZELL (inn) - Multiperspektivität gefordert: Schulbücher sollen eine ausgewogene Sicht auf historische Ereignisse geben. Dass die Praxis in deutschen Lehrbüchern anders aussieht, zeigt das Schweizer Magazin "Factum" am Beispiel des Nahostkonfliktes.

Israel muss sich immer wieder gegen den Vorwurf wehren, eine Bedrohung für den Weltfrieden darzustellen. Das Negativbild, das Teile der Gesellschaft von dem jüdischen Staat haben, wird teilweise bereits in der Schule vermittelt. Wie der Autor und Blogger Gideon Böss schreibt, werden schon in den Lehranstalten die Grundlagen für eine "verdrehte und völlig einseitige" Darstellung des Nahostkonfliktes gelegt. Bekannte deutsche Schulbuchverlage wie Klett, Cornelsen und Westermann ergriffen eindeutig Partei – unter dem Deckmantel der angestrebten Multiperspektivität.

An vielen Stellen würden aus Israel der "Bösewicht" und aus den Palästinensern die Opfer gemacht. Und damit nicht genug: "In strittigen Punkten wird die palästinensische Sichtweise oft direkt übernommen", berichtet der Blogger in "Factum". Selbst die zeitaufwendigen Prüfungen der Lehrbücher von Ministerien, Verlagen, Lektoraten und Gutachtern seien oft ohne Beanstandungen abgelaufen. Systematisch würden die Palästinenser als Opfer dargestellt.

"Einseitig und pro-palästinensisch"

Böss hat zahlreiche Beispiele in den Schulbüchern ausfindig gemacht. So zitiert er aus "Forum Geschichte 12" von Cornelsen, das dem Nahostkonflikt rund 50 Seiten einräumt. Laut dem Lehrbuch sei Israel auf "arabischem Land" gegründet worden. Einer einflussreichen jüdischen Lobby sei es schließlich gelungen, die westliche Welt für eine Zweistaatenlösung zu gewinnen. Auch Friedensbemühungen seitens der Israelis würden in den meisten Büchern unterschlagen, so Böss. Die Darstellung sei oft einseitig pro-palästinensisch.

Viele der Bücher enthalten Listen, in denen "die größten Hürden für einen möglichen Frieden" aufgezählt werden, wie Böss aufzeigt. Dazu gehören unter anderem die "Verteilung der Wasser-Ressourcen, die Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge […] sowie der Status von Jerusalem". Ausgespart würden laut dem Autor jedoch der "palästinensische Terrorismus und die Charta der Hamas", die gezielt "zur Vernichtung Israels" aufrufe und "Friedensgespräche mit dem jüdischen Staat grundsätzlich" ablehne.

Multiperspektivität?

Die Verlage sähen jedoch keinen Anlass, ihre in den Schulbüchern veröffentlichten Ausführungen kritisch zu hinterfragen, stellt Böss fest. Der Verlag Cornelsen erklärte: "Zentrales Anliegen eines modernen Geschichtsunterrichts ist es, die Schüler zu einem vertieften und reflektierten Umgang mit Geschichte zu befähigen."

Eine große Bedeutung werde immer wieder dem Schlagwort "Multiperspektivität" zugesprochen: keine einseitige Darstellung, keine Deutung der Ereignisse, sondern Berücksichtigung der Meinungen aller Seiten. Böss zieht am Ende jedoch ein anderes Fazit – nämlich "dass die Terror-Organisation Hamas weniger am Niveau der deutschen Schulbücher auszusetzen hätte als die israelische Seite".

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