Suche
Close this search box.

Grenzüberschreitende Arbeit am Teilchenbeschleuniger

AMMAN (inn) - Politisch nicht ganz grün, einig aber in der Forschung: Israel beteiligt sich zusammen mit dem Iran, Jordanien und der Türkei an dem Forschungsprojekt "SESAME". Die Länder wollen gemeinsam einen Teilchenbeschleuniger nahe der jordanischen Hauptstadt Amman in Betrieb nehmen. Deutschland spendierte die ersten Komponenten für das Vorhaben.

Die vier Länder haben zugesagt, sich mit jeweils fünf Millionen US-Dollar an dem gemeinsamen Projekt zu beteiligen, hieß es in einer Pressemitteilung vom Mittwoch. Der Projektleiter, der Jordanier Chaled Tukan, zeigte sich erfreut über diesen "wichtigen Schritt": "Die Vereinbarung über die freiwilligen Beiträge erlaubt es uns, mit dem Bau von ‚SESAME‘ schnell voranzukommen und die ersten Experimente 2015/16 durchzuführen."

Die 20 Millionen Dollar decken jedoch nicht die gesamten Aufbaukosten. Für die fehlenden 15 Millionen Dollar werden weitere Geldgeber gesucht. Pakistan und die Palästinensische Autonomiebehörde haben bereits angeboten, sich mit fünf beziehungsweise zwei Millionen Dollar zu beteiligen. Weitere mögliche Geldgeber sind die Europäische Union, die bereits 4,5 Millionen Dollar eingebracht hat, die USA und private Organisationen.

Schnelle Teilchen für die Forschung

Mit "SESAME" soll bis 2015 der erste Teilchenbeschleuniger im Nahen Osten in Betrieb gehen. Der Name steht für "Synchrotron-Light for Experimental Science and Applications in the Middle East" ("Teilchenbeschleuniger für experimentelle Wissenschaft und Anwendungen im Nahen Osten"). Die Idee für das Projekt entstand bereits in den späten 1990er Jahren. Vorbild ist das europäische Kernforschungszentrum CERN.

In einem Synchrotron beschleunigen Wissenschaftler Elementarteilchen oder Ionen auf sehr hohe Geschwindigkeiten. In einem Vakuum lenken Magneten die Teilchen in eine Ringbahn. Durch die Richtungsänderung geben sie eine charakteristische Strahlung ab. Diese eignet sich für die Forschung in unterschiedlichen Bereichen – für die Naturwissenschaften, aber auch für medizinische oder industrielle Zwecke.

Die ganze Welt macht mit

Ursprünglich gehörte auch Ägypten zum Kreis der an dem Forschungsvorhaben unmittelbar beteiligten Länder. Aufgrund der politischen Unruhen im vergangenen Jahr stieg es vorerst aus, bekundete aber "großes Interesse". Als offizielles "Mitglied" hat es neben anderen Ländern wie Bahrein und Zypern zugesagt, für die künftigen laufenden Kosten aufzukommen, die sich nach Schätzungen auf 6 bis 8 Millionen Dollar pro Jahr belaufen werden.

Deutschland, das neben Ländern wie Großbritannien, USA oder Frankreich offiziell "Beobachter" des Projektes ist, hat eine wichtige Komponente beigesteuert. Ein sogenannter "Speicherring" vom deutschen Teilchenbeschleuniger "DESY" sollte eigentlich zugunsten eines neueren ausgemustert werden. Die beteiligten Forscher hatten jedoch die Idee, die Komponente als Basis für den Aufbau von "SESAME" zur Verfügung zu stellen. 2002 wurde das Gerät nach Jordanien gebracht.

Die beteiligten Länder konnten auf weitere großzügige Spenden von Bauteilen aus Laboratorien weltweit zurückgreifen. Auch die UNESCO war und ist maßgeblich am Aufbau beteiligt. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), nationale Energiebehörden und Forschungslabore haben ein Unterrichtsprogramm für die Mitarbeiter von "SESAME" entwickelt.

Der Vorsitzende des "SESAME"-Rates, der Engländer Sir Chris Llewellyn Smith, sagte dazu: "Die ausführliche ‚SESAME‘-Schulung trägt schon jetzt zur wissenschaftlichen und technischen Fähigkeit der ‚SESAME‘-Mitgliederländer bei. Die Fertigstellung von ‚SESAME‘ wird die wachsende wissenschaftliche Gemeinschaft im Nahen Osten mit einem Werkzeug ausstatten, das exzellente Forschung in einem breiten Spektrum an Disziplinen ermöglicht."

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen