Suche
Close this search box.

Oxford: 25.000 Dokumente der Kairoer Geniza jetzt online

OXFORD (inn) - Sie bilden die wichtigste jemals entdeckte Sammlung mittelalterlicher jüdischer Dokumente in Hebräisch und Judäo-Arabisch: die Texte aus der "Kairoer Geniza". Nun wurden sie von der Bodleian-Bibliothek in Oxford digitalisiert und ins Internet hochgeladen.

In der Kairoer Ben-Esra-Synagoge im Viertel Fostat wurden zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert "verbrauchte" hebräische Manuskripte in einen Lagerraum geworfen, eine so genannte "Geniza". Gemäß jüdischer Sitte sind hebräische Buchstaben "heilig" und müssen "begraben" werden. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten Forscher jene Geniza, und holten rund 250.000 Dokumente heraus, kleine Fragmente und ganze Bücher, alle handgeschrieben. Dieser einzigartige kulturelle Schatz wurde in alle Winde verstreut.

Gemäß einer Pressemitteilung der Bodleian-Bibliothek sind Teile dieser mittelalterlichen Sammlung heute auf mehrere Universitätsbibliotheken in England und in den USA verteilt und befinden sich teilweise in Privatbesitz. Das erschwere die Erforschung des mittelalterlichen Judentums. Die Bibliothek in Oxford hatte bis Anfang des 20. Jahrhunderts systematisch Dokumente der Geniza ermittelt und aufgekauft.

Unter den in der Geniza gefundenen Schriftstücken befinden sich neben Originalbriefen des jüdischen Gelehrten Maimonides auch viele Talmudfragmente. Diese haben nach Angaben der Bodleiana eine besonders große Bedeutung, weil in Europa bis ins 16. Jahrhundert die meisten handschriftlichen Kopien des Talmuds verbrannt worden sind. Unter anderen rief der Reformator Martin Luther in seiner Spätschrift "Von den Jüden und ihren Lügen" dazu auf, den Talmud zu verbrennen, was später die Nazis zu ihren Bücherverbrennungen motivierte.

Die Bodleiana besitzt etwa 25.000 Fragmente aus der Geniza. Sie wurden jetzt in hoher Auflösung digitalisiert, um sie per Internet Forschern anderer Sammlungen von Geniza-Dokumenten und dem interessierten Publikum zugänglich zu machen, erklärte laut Pressemitteilung Piet van Boxel, Projektleiter der Bibliothek.

Auf der Homepage der Bibliothek können die Dokumente gemäß der Katalognummer oder Personennamen der Autoren, darunter 47 Werke des Maimonides, gesucht und eingesehen werden. Maimonides ist der Verfasser des "Führers der Verwirrten", eines der wichtigsten Werke der Philosophiegeschichte. Ebenso fanden sich in der Kairoer Geniza Schriften des mittelalterlichen Dichters Sa´adja Gaon. Neben Gebeten, Kopien liturgischer Schriften, Bibelabschriften und Talmudfragmenten enthält die Sammlung auch Briefe, Eheverträge und Geschäftsabkommen, die einen Einblick in die jüdische Welt im frühen Mittelalter bieten.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen