Suche
Close this search box.

Gerichtspräsidentin warnt vor Zwietracht in der Gesellschaft

JERUSALEM (inn) - Die Präsidentin des Obersten Gerichtshofes in Israel, Dorit Beinisch, hat am heutigen Dienstag ihre Amtszeit beendet. In ihrer Abschiedsrede warnte sie vor einer wachsenden Zwietracht und zunehmender Gewalt innerhalb der israelischen Gesellschaft. Beinisch war die erste Frau in diesem Amt.

"Als Richterin am Obersten Gerichtshof habe ich immer geglaubt, dass es am wichtigsten ist, die Unabhängigkeit des Gerichtes und seine Fähigkeit, die demokratischen Werte umzusetzen, zu erhalten", sagte Beinisch und fügte hinzu: "Jeder Israeli muss wissen, dass das Gericht seine Festung ist."

Ihre schwierigsten Entscheidungen seien die gewesen, bei denen es um das Leben von Menschen ging, wenn persönliche Gefühle mit dem Gesetz in Einklang gebracht werden mussten. "In solchen Fällen muss sich ein Richter immer daran erinnern, dass hinter jedem Fall ein Mensch steckt, dessen Leben sich auf der Grundlage seines Urteils für viele Jahre ändern wird."

Im Blick auf die Zukunft des Staats Israel warnte Beinisch vor einer "wachsenden Zwietracht innerhalb der verschiedenen Schichten der israelischen Gesellschaft". Sie beklagte zudem ein hohes Maß an Respektlosigkeit vor dem menschlichen Leben. "Die Mittelschicht fühlt sich vernachlässigt, das kann zu einer Destabilisierung der gesamten Struktur führen. Die Veränderungen, die unser Land in den vergangenen Jahren erfahren hat, haben das Rechtssystem gezwungen, die neue Aufgabe anzunehmen, mit einer neuen Realität umzugehen. Unsere Gesellschaft hat mit unzähligen Problemen zu kämpfen. Wir leben in einer polarisierenden Gesellschaft, in einer harten Wirklichkeit."

An der Abschiedszeremonie nahmen zahlreiche hochrangige juristische Vertreter teil, darunter auch frühere Präsidenten des Gerichtshofes wie Aharon Barak und Meir Schamgar. Generalstaatsanwalt Jehuda Weinstein lobte laut der Tageszeitung "Yediot Aharonot" Beinischs "Mut". Die Würde des Menschen sei immer ihr "Leitstern" gewesen. "Sie ist sehr verbunden mit der israelischen Gesellschaft. Diese Verbindung rührt hauptsächlich von ihrer Liebe für dieses Land her."

Beinisch ist am heutigen Dienstag 70 Jahre alt geworden. Mit diesem Alter endet die Amtszeit der Richter am Obersten Gerichtshof. Beinisch hat der Institution 15 Jahre lang gedient, davon die letzten fünf Jahre als Präsidentin. Nachfolger wird Ascher Grunis.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen