Adnan wird im Siv-Krankenhaus in der nordisraelischen Stadt Safed (Zefat) behandelt. Am heutigen Dienstag hätte das Oberste Gericht über seinen Fall entscheiden sollen. Doch weniger als eine Stunde vor dem Verhandlungstermin kam es zu einer Einigung: Die Staatsanwaltschaft wird keine Verlängerung der Haft beantragen, die am 17. April ausläuft. Dies teilte teilte das Justizministerium mit. Im Gegenzug beendet der Palästinenser seinen 66-tägigen Hungerstreik.
Wie die Tageszeitung "Ha´aretz" berichtet, befand sich Adnan länger im Hungerstreik als irgendein palästinensischer Häftling vor ihm. Ärzte warnten diese Woche davor, dass der 33-Jährige bald sterben könnte. Die Protestaktion hat ihn zu einem palästinensischen Helden gemacht. Tausende protestierten. Der Islamische Dschihad schwor Rache, falls er stürbe.
Am Samstag teilte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton mit, die Staatengemeinschaft verfolge den Fall mit "großer Besorgnis". Sie fügte hinzu: "Häftlinge haben das Recht darauf, über die Anklagen informiert zu werden, die jeglicher Haft zugrundeliegen und darauf, einen fairen Prozess zu erhalten."
Kein Hinweis auf Beteiligung an Anschlägen
Ein israelischer Militärrichter wies derweil in der vorigen Woche eine Beschwerde von Adnan zurück und urteilte, die Strafe sei fair. Der Palästinenser war einst Sprecher des Islamischen Dschihad, der zahlreiche Israelis bei Selbstmordanschlägen und anderen Attentaten getötet hat. Ob er selbst an Angriffen beteiligt war, ist unklar.
Adnan begann seinen Hungerstreik am 18. Dezember – einen Tag, nachdem er in seinem Haus in Arabeh nahe Dschenin im Westjordanland festgenommen worden war. Seinen Anwälten erzählte er, bei der Festnahme und in Verhör sei er geschlagen und erniedrigt worden. Er wurde zu vier Monaten Verwaltungshaft verurteilt. Eine solche Strafe kann für bis zu sechs Monaten am Stück verhängt und wiederholt verlängert werden. Angeklagte und Verteidiger erfahren nichts von den vermeintlichen Beweismitteln gegen sie.
Militärvertreter nutzen die Verwaltungshaft, um Palästinenser festzuhalten, die sie für ein unmittelbares Risiko für die Sicherheit des Landes halten. Die Vorwürfe werden nicht öffentlich gemacht. Dies würde israelische Netzwerke bloßstellen, die in den palästinensischen Gebieten Geheimdienstinformationen sammeln.
Nach Angaben der Organisation "NGO Monitor" war Adnan bereits im Oktober 2010 in einen Hungerstreik getreten. Damals war er von palästinensischen Sicherheitskräften festgenommen worden.