In ihrer Wohnung ging zuvor eine Bombe hoch, wodurch das Dach weggerissen wurde. Einer der verletzten "mutmaßlichen" Iraner warf eine Bombe auf einen Polizisten, doch der Sprengsatz prallte an einen Baum, flog zurück, explodierte und riss dem "Iraner" beide Beine ab.
Natürlich mag es Zufall sein, dass diese fast zeitgleichen Anschläge rund um den Todestag des Imad Mughnije fallen, den ehemaligen "Generalstabschef" und einst weltweit meistgesuchten Terroristen der libanesischen Hisbollah-Miliz. Eine Bombe in der Kopfstütze seines Autos hatte Mughnije 2008 in Damaskus getötet. "Selbstverständlich" wird der israelische Mossad verdächtigt, Mughnije ermordet zu haben.
Mughnije hatte viele schwere Anschläge in aller Welt geplant, so auch auf die israelische Botschaft und das jüdische Gemeindezentrum in Buenos Aires vor zwanzig Jahren. Der Sprengstoff sei per Diplomatenpost der iranischen Botschaft nach Argentinien geschmuggelt worden. Fest steht, dass die eng mit dem Iran verbündete Hisbollah die Attentate verübt hat. Mughnije, von dem kaum ein Foto existiert, habe perfektes persisch gesprochen und bei Beratungen in Teheran volontiert, die Teilnehmer zu fotografieren, nur um nicht selber abgelichtet zu werden.
Akute Terrorwarnungen im Vorfeld
Weil der Iran und die Hisbollah Rache für den ungesühnten Tod Mughnijes geschworen haben, wurden israelische Botschaften und jüdische Einrichtungen in aller Welt schon vor der Anschlagsserie in höchste Alarmstufe versetzt. In ostasiatischen Staaten, wo Geheimdienst und Polizei als wenig effektiv gelten, veröffentlichte Israel akute Terrorwarnungen für Reisende und Geschäftsleute, während Diplomaten die Anweisung erhielten, ihre Wohnungen möglichst nicht zu verlassen.
Nur wenige Stunden nach dem Anschlag auf die Diplomatin in Neu Delhi erklärte Außenminister Avigdor Lieberman, dass er die Täter "identifizieren" könne und dass "Israel nicht zur Tagesordnung" übergehen werde. Zwei Stunden später sprach Premierminister Benjamin Netanjahu offen aus, was sein Vize nur angedeutet hatte: Hinter den Anschlägen stecke der Iran.
Israelische Medien erwähnen die "El-Kuds-Gruppe", eine Abteilung der iranischen Revolutionsgarden. Sie verfüge – ähnlich wie die Hisbollah – über Schläferzellen in vielen Ländern. Die von Khamenei geleiteten "El Kuds" könnten jederzeit für Anschläge im Ausland eingesetzt werden.
Der Iran und die Hisbollah lenken den Verdacht auf sich selber. In den vergangenen Tagen kündigten sie wiederholt die Vernichtung Israels und des jüdischen Volkes bis zum Jahr 2014 öffentlich an. Irans Präsident und der geistige Führer Ali Khamenei protzten zudem, in den Jahren 2006 und 2008 zusammen mit der Hisbollah und der Hamas die "siegreichen" Kriege gegen Israel angezettelt zu haben. Ob die Polizei in Georgien, Thailand und Indien in Kooperation mit Mossad-Agenten die Spuren bis nach Teheran nachweisen kann, muss noch abgewartet werden.
Scharfe Reaktionen des Westens
Beachtenswert sind die ungewöhnlich scharfen Reaktionen des UNO-Generalsekretärs Ban Ki-Moon, der amerikanischen Außenministerin Hillary Clinton und der EU-Kommissarin Catherine Ashton auf den Anschlag in Indien, bei dem gezielt eine Bombe auf ein israelisches Diplomatenfahrzeug geworfen worden war. Die westlichen Staaten schweigen zu zahllosen Terroranschlägen, aber wenn es Diplomaten trifft, reagieren sie empfindlich. Botschaften gelten als exterritorial, sodass Attacken auf Diplomaten einem Angriff auf die von ihnen vertretenen Länder entsprechen und einer Kriegserklärung gleichkommen.
So drohten die USA den Ägyptern nach dem Sturm auf die israelische Botschaft in Kairo mit einer Einstellung amerikanischer Finanzhilfen. Sechs israelische Diplomaten wurden in letzter Sekunde aus akuter Lebensgefahr gerettet. Der Sturm auf die amerikanische Botschaft in Teheran 1979 und die Geiselnahme der Diplomaten führte zu einem Abbruch der Beziehungen und tiefer, bis heute nicht auskurierter Feindschaft. 1982 wertete Israel den Anschlag auf seinen Botschafter Schlomo Argov in London als "casus belli", und marschierte in den Libanon ein, um die von Jassir Arafat befehligte "Palästinensische Befreiungsorganisation" PLO aus Beirut zu vertreiben. Auch jetzt wieder fällt das Wort "casus belli", um den amerikanischen Präsidenten Barack Obama zu einem Militärschlag gegen den Iran zu animieren, nicht wegen der iranischen Atombestrebungen, sondern weil der Iran als größter Exporteur von Terror gilt. Der Iran gefährde die "Stabilität der ganzen Welt", formulierte der israelische Premier am Mittwoch.
Terror unterscheidet sich vom klassischen Krieg zwischen Staaten dadurch, dass Terrorzellen "unkontrollierter" Organisationen vorgeschickt werden, um den Feind zu treffen, ohne dass deren Mäzene zur Verantwortung gezogen werden können. Doch der schwerste aller Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA hat gezeigt, dass Staaten doch Verantwortung tragen. 2001 rief die NATO den "Verteidigungsfall" aus, weil die Taliban in Afghanistan sich weigerten, den Drahtzieher Osama bin Laden zur Rechenschaft zu ziehen oder auszuliefern.