Ein Dutzend Soldaten mit großen Rucksäcken auf dem Rücken und drolligen Tarnhüten über ihre Helme gestülpt, marschiert uns schweren Schrittes entgegen. Auf dem Hügel ziehen sie mit geübten Griffen eine Zeltplane in Tarnfarben über ihre abgelegten Rücksäcke, während sich die Hälfte der Soldaten mit dem Gewehr im Anschlag rund um die Rucksäcke positioniert. Den Journalisten, die gerade über die Autobahn nach Amikam mitten in Israel gekommen sind, erklärt der Offizier: "Wir befinden uns jetzt im Libanon und wollen die Hisbollah-Miliz beobachten. Seht Ihr da unten die Schnellstraße Nr. 70? Das ist für uns die internationale Grenze."
Der Offizier brüllt ein paar unverständliche Befehle. Die Soldaten ziehen Metallplatten, einen Computer, Landkarten und anderes Gerät aus ihren Rucksäcken hervor. In wenigen Minuten haben sie einen kompletten Spielzeug-Flieger mit Propeller und Flügeln mit einer Spannweite von drei Metern zusammengeschraubt. Ein Soldat rupft Gras und lässt es zu Boden bröseln. "So prüft er die Windrichtung", erklärt Aviv, Ausbilder der Hightech-Mini-Drohnen-Einheiten. Ein langes, mit einem Pflock im Boden verankertes Gummiband wird unter dem Rumpf des grauen Propellerflugzeugs eingeklinkt. Ein Soldat wirft den Himmelsreiter in den Wind und der verschwindet kaum sichtbar unter den Wolken.
"Der Himmelsreiter ist eine rein israelische Erfindung. Der Kommandeur einer Panzereinheit oder einer Infanteriebrigade wollte mal eben schauen, ob sich der Feind jenseits des Hügels versteckt oder ob sich palästinensische Kinder ein paar Gassen entfernt in einem Dorf sammeln, um Steine zu werfen“, erklärt Aviv den Anstoß zur Entwicklung der Mini-Drohne für die Infanterie. Während des Gazakrieges Ende 2008 wurde der Himmelsreiter erstmals in Kampfhandlungen eingesetzt. Vier Soldaten können das komplette, 200.000 Euro teure System mitsamt Leitsystem, Lenkcomputer, drei Flugzeugen und Ersatzbatterien auf dem Rücken mitschleppen. Innerhalb von zehn Minuten kann das mit Nachtsicht-, Thermo- und anderen Kameras ausgestattete Beobachtungsflugzeug aus 1.000 Metern Höhe kaum hörbar zwei Stunden lang das Gelände in einem Radius von 15 Kilometern überfliegen und beobachten.
Während des Krieges 2008 seien nur sieben Einheiten im Einsatz gewesen. Die Maschinen würden heute täglich in zahlreichen Einheiten eingesetzt. "Wir haben nicht ein einziges der nur 30.000 Euro billigen Flugzeuge verloren", sagt Aviv. Die mit Elektromotor betriebenen Propellermaschinen mögen weder Regen noch zu starke Windböen. Vollautomatisch prüft der kaum sichtbare Vogel Windrichtung und Stärke, bis sich das Flugzeug zur Landung entscheidet. Es benötigt nicht einmal eine Landebahn.
Plötzlich geht alles ganz schnell. In geringer Höhe bäumt sich der Himmelsreiter auf und stürzt zum Boden. "Im Rumpf ist ein Airbag (Luftkissen) angebracht, wie im Auto. Darauf landet er weich", erklärt Aviv. Soldaten sammeln die unversehrte Maschine ein. Unter ihr hängt jetzt ein grauer Sack. Den stopfen die Soldaten schnell wieder in den Rumpf. Innerhalb weniger Minuten ist alles in den Rucksäcken für den nächsten Einsatz verstaut. Was heute die hochmodernen "Augen" der Bodentruppen sind, vollgestopft mit Elektronik, erinnert irgendwie an das Kinderlied: "Hoppe, hoppe Reiter … dann macht der Reiter plumps."