Filme, die im Internet verbreitet wurden, zeigen extremistische Aktivisten der salafitischen Strömung bei der Empfangszeremonie für Hanije am Flughafen von Tunis am vergangenen Donnerstag. Sie schreien Slogans wie "Tötet die Juden" und "Zerschmettert die Juden". Der Vorsitzende der islamistischen En-Nahda-Partei, Rachid Ghannouchi, teilte nun mit, dieses Verhalten sei nicht charakteristisch für die Tunesier. Dies berichtet die israelische Tageszeitung "Ma´ariv".
"En-Nahda betont, dass die jüdischen Bürger jahrhundertelang in Frieden in ihrem Land Tunesien gelebt haben", heißt es in der Mitteilung. "Sie sind vollwertige Bürger mit gleichen Rechten und Pflichten." Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde habe die Partei zu ihrem Sieg bei den ersten freien Wahlen des Landes beglückwünscht.
"En-Nahda verurteilt die Rufe, die nicht den Geist des Islam und unsere Erziehung ausdrücken", so Ghannouchi weiter. "Sie betrachtet diejenigen, die sie gerufen haben, als Randgruppe. En-Nahda ruft alle Männer und Frauen in Tunesien – Muslime, Juden, Christen und andere – dazu auf, ihrer Einheit und der Solidarität um des Dienstes für den Staat willen verpflichtet zu bleiben."
Jüdische Gemeinde appelliert an Regierung
Die jüdische Gemeinde hat die tunesische Regierung aufgefordert, Schritte zu unternehmen, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern. "Es gibt keine Zionisten in Tunesien und wir wollen uns nicht in die Probleme des Nahen Ostens einmischen", sagte der Repräsentant Peretz Trabelsi. "Tunesien ist unser Staat."
Nach Angaben der Zeitung "Yediot Aharonot" leben in dem nordafrikanischen Land derzeit etwa 1.500 Juden. In den 1960er Jahren waren es noch 100.000 jüdische Bürger. Die Mehrheit von ihnen hat Tunesien nach dem Krieg von 1967 zwischen Israel und mehreren arabischen Ländern verlassen. Zudem vertrieb eine sozialistische Wirtschaftspolitik viele jüdische Geschäftsinhaber aus dem Land.