"Kein anderer Schwede in modernen Zeiten hat so große, so offenkundige und so schwierige Beiträge zum Dienst an der Menschheit oder Menschlichkeit geleistet wie Raoul Wallenberg. Sein Name hat Schweden Ehre gegeben", wird Außenminister Carl Bildt auf der Website seines Ministeriums zitiert. "Aber es stellte sich heraus, dass die Befreiung von Budapest, auf die er hoffte, keine Befreiung war. Ein Terror wurde durch einen anderen ersetzt. Eine menschenfeindliche Ideologie übernahm die Bühne, die zu verlassen eine andere gezwungen worden war."
Bildt fügt hinzu: "Wallenberg besiegte die erste, wurde aber im Gegenzug von der anderen besiegt. Als Schweden können wir Stolz auf das empfinden, was Raoul Wallenberg für andere getan hat. Aber wir müssen uns auch für das schämen, was wir nicht für ihn getan haben."
Ausstellung in sechs Ländern
Die Wanderausstellung steht unter dem Titel "Für mich gibt es keine andere Wahl – Raoul Wallenberg 1912-2012". Sie soll am 17. Januar in der schwedischen Hauptstadt Stockholm eröffnet werden. Weitere Präsentationsorte im Laufe des Jahres sind New York, Washington, Moskau, Tel Aviv und Berlin. Zum Abschluss wird die Ausstellung im kanadischen Toronto gezeigt.
Zum weiteren Programm gehören Vorträge, Seminare, Konferenzen, ein Konzert und ein Kulturfestival. Am internationalen Holocaustgedenktag, dem 27. Januar, sind mehrere Zeremonien des Forums für lebendige Geschichte in Stockholm geplant. Unter den Rednern ist auch der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan. Am 10. Mai soll eine schwedische Briefmarke auf den Markt kommen, die dem Judenretter gewidmet ist.
Den 100. Geburtstag am 4. August begeht Schweden mit einem Treffen von Absolventen der Raoul Wallenberg-Akademie und einer Feier am Geburtsort des Geehrten. Gleichzeitig kommen in der ungarischen Hauptstadt Budapest Menschen zusammen, die während der Schoah Juden geholfen haben – "Gerechte unter den Völkern". In New York wird eine Straße nach dem schwedischen Diplomaten benannt. Nähere Informationen über die geplanten Veranstaltungen und einen ständig aktualisierten Kalender auf Englisch gibt es auf der Internetseite des schwedischen Außenministeriums.
Hintergrund
Wallenberg stellte als Diplomat Schutz-Zeugnisse für zahlreiche Juden in Ungarn aus. Am Ende des Zweiten Weltkrieges geriet er in sowjetische Gefangenschaft und verschwand spurlos. Nach russischen Angaben starb er bereits 1947, doch dieses Todesdatum wird bezweifelt. Möglicherweise wurde er vom sowjetischen Geheimdienst erschossen. Seine Angehörigen bemühten sich immer wieder um Informationen über sein Ergehen. Die Mutter Maria und der Stiefvater Fredrik von Dardel nahmen sich aus Verzweiflung über das ungeklärte Schicksal ihres Sohnes 34 Jahre nach dessen Verschwinden, im Februar 1979, das Leben.