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Hamas zieht Lehren aus „Arabischem Frühling“

GAZA (inn) - Die Hamas-Regierung hat ihre strengen "moralischen Regelungen" im Gazastreifen offenbar gelockert. Vertreter der radikal-islamischen Organisation teilten mit, sie hätten aus dem sogenannten "Arabischen Frühling" etwas gelernt.

Einem Bericht der Tageszeitung "Yediot Aharonot" zufolge hätten mehrere Menschenrechtler und politische Rivalen der Hamas angegeben, dass sich in den vergangenen Monaten die Atmosphäre im Gazastreifen verändert habe. "Die Dinge sind freier als zuvor", sagte Restaurantbesitzer Nasser Radwan. In seine Lokalität kommen nun auch wieder Frauen, um Wasserpfeife zu rauchen – bis vor Kurzem war das von Seiten der Hamas-Regierung noch verboten.

In den vergangenen Jahren hatte die Hamas zahlreiche Regelungen "zum Schutz der Moral" eingeführt. So wurden Damenunterwäsche und Pyjamas aus den Schaufenstern verbannt. Spärlich bekleidete Schaufensterpuppen und Plakate von Models in Unterwäsche mussten entfernt werden. In Geschäften mit Frauenbekleidung durfte es keine Umkleidekabinen mehr geben. Frauen wurde es  verboten, auf Motorrädern mitzufahren. Ohne Begleitung eines männlichen Verwandten dürfen sie nicht mehr am Strand spazieren. Männer dürfen sich am Strand nicht mehr ohne T-Shirt aufhalten und männliche Friseure nicht mehr in Salons für Frauen arbeiten.

Hamas-Sprecher: "Wir wollen niemandem etwas diktieren"

Hamas-Sprecher Fausi Barhum räumte laut dem Bericht nun "einige Fehler" ein. Allerdings seien dafür einzelne Sicherheitskommandeure und übereifrige Aktivisten verantwortlich, und nicht die Regierung selbst. "Sie repräsentieren nicht die Ideologie und die Politik der Hamas-Bewegung", so Barhum. Er betonte: "Unsere Politik ist, dass wir niemandem etwas diktieren wollen."

Die Hamas-Abgeordnete Huda Naim teilte mit, die Organisation habe aus den Unruhen in der arabischen Welt gelernt, dass sie toleranter gegenüber anderen sein müsse. Der in Syrien lebende Hamas-Führer Chaled Mascha´al habe Vertretern der Gruppe aus dem Gazastreifen im November in Kairo mitgeteilt, er sei beeindruckt vom Erfolg der Moslembruderschaft in Nordafrika. "Mascha´al hat gesagt, wir müssen aus diesen Erfahrungen im Umgang mit anderen Parteien und sozialen Gruppen lernen, eine Ein-Parteien-Herrschaft ist veraltet", wird ein Hamas-Vertreter zitiert.

Laut dem Bericht sei bislang jedoch unklar, ob die Veränderungen im Gazastreifen taktischer Natur oder ein wirklicher Schritt hin zu mehr politischer Freiheit seien.

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