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Ägyptische Journalistin: „Schalit war mit Interview einverstanden“

KAIRO (inn) - Nach dem Interview mit Gilad Schalit hat sich die ägyptische Journalistin Schahira Amin gegen Kritik verteidigt. Der israelische Soldat habe seine Einwilligung für das Gespräch mit dem ägyptischen Fernsehen direkt nach seiner Freilassung gegeben, sagte sie der Zeitung "Ha´aretz".

"Ich habe mit dem ägyptischen Informationsminister gesprochen und das Interview mit dem ägyptischen Geheimdienst abgestimmt", teilte Amin mit. "Als ich den Rafah-Übergang erreichte, war ich nicht sicher, dass es wirklich stattfinden würde."

Die Vorwürfe, dass Schalit zu dem Fernsehinterview gezwungen worden sei, lehnte die Ägypterin kategorisch ab: "Es stimmt, dass er von bewaffneten Hamas-Männern hereingebracht wurde, aber im Raum selbst waren nur ägyptische Geheimdienstler. Sie haben nicht eingegriffen, und die Hamas-Männer ebenfalls nicht." Sie habe Gilad gefragt, ob er bereit sei, sich interviewen zu lassen, und er sei dazu bereit gewesen. "Wenn er geantwortet hätte, dass er nicht bereit ist, hätte ich das Interview nicht geführt. Er wirkte blass und erschöpft, das stimmt, aber gleichzeitig wirkte er glücklich, dass er nach Hause gehen sollte, und er gab gute Antworten. Persönlich hätte ich es lieber gehabt, wenn das Interview auf Englisch gewesen wäre, ohne den Übersetzer, aber Gilad wollte lieber Hebräisch sprechen."

Zuerst sei das Gespräch auf Englisch geführt worden, doch nach der fünften Frage hätten sie dies abgebrochen, sagte Amin. "Er war erschöpft und sprach mit sehr leiser Stimme, also machten wir eine Pause. Er nahm einen Schluck Wasser, und ich fragte ihn, ob er lieber auf Hebräisch weitermachen wollte. Er stimmte zu und wir machten weiter." Sie habe das Interview mehrere Male unterbrechen müssen, weil sich Schalit nicht wohlfühlte. "Ich habe mich wirklich mit ihm identifiziert, er ist im Alter meiner Kinder, und habe ein paarmal seine Hände gehalten, um ihn zu beruhigen, bevor wir weitermachten."

"Unter Mubarak hat sich nichts bewegt"

Das Interview habe so lang gewirkt, weil es unredigiert gesendet worden sei, fügte die Journalistin hinzu. Die Fragen über Schalits körperliche Situation und seine Gefühle seien unvermeidlich gewesen, dasselbe gelte für die ägyptische Mediation: "Fünf Jahre lang machte Mubarak Versprechungen, und nichts passierte, und jetzt, acht Monate nach seinem Sturz, begannen sich die Dinge zu bewegen und führten zu einem Deal, und ich glaube, der Regierung und dem Militärrat gebührt das Verdienst."

Den Israelis wollte Amin folgende Botschaft übermitteln: "Ich habe die Kritik gehört, aber ich denke, sie ist verkehrt. Ich bin Journalistin, und jeder Journalist hätte ein Interview führen wollen, das in aller Welt ausgestrahlt wird."

Die Ägypterin wird in der arabischen Welt geschätzt, seit sie von ihrem Posten als stellvertretende Direktorin des Satellitensenders "Nil TV" zurücktrat. Damit reagierte sie auf Versuche des damaligen Regimes unter Hosni Mubarak, die Berichterstattung über die Revolution in Ägypten zu beeinflussen. Jetzt arbeitet Amin als freie Journalistin und ist für den US-Nachrichtensender CNN tätig.

Schalit war am Dienstag nach über fünf Jahren Geiselhaft von der Hamas freigelassen und nach Ägypten gebracht worden. Nach dem Interview wurde er an das israelische Militär übergeben und konnte in seine Heimat zurückkehren. Im Austausch gegen den 25-Jährigen lässt Israel 1.027 palästinensische Häftlinge frei.

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