Abbas hatte das Gesuch bei einem persönlichen Treffen an UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon überreicht. Am Ende seiner Ansprache zeigte er eine Abschrift des Antrages und stieß damit auf tosenden Applaus bei den meisten Teilnehmern der Vollversammlung. Er rief Ban dazu auf, das Dokument an den Weltsicherheitsrat weiterzugeben. Er dankte den Staaten, die bereits nach der Unabhängigkeitserklärung von 1988 oder erst in den vergangenen Wochen "Palästina" anerkannt hatten. Gleichzeitig forderte er die anderen Nationen auf, dies nun nachzuholen.
Eine Anerkennung des palästinensischen Staates bedeute einen Sieg unter anderem für Wahrheit, Freiheit und Recht. Auch fördere sie den Erfolg der Verhandlungen. "Palästina wird von neuem geboren", sagte Palästinenserpräsident Abbas, zugleich Vorsitzender der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Er hoffe, nicht lange warten zu müssen.
Verhandlungen nur mit Siedlungsbaustopp
Zuvor hatte Abbas in seiner Rede Ziele des palästinensischen Volkes aufgezählt. Dazu gehörten ein unabhängiger Staat mit Ostjerusalem als Hauptstadt und den Grenzen von 1967. Dieser solle sich auf allem palästinensischen Land befinden, das Israel im Sechstagekrieg besetzt habe – in Übereinstimmung mit den entsprechenden UN-Resolutionen. Die Palästinenser würden alle Verträge, die zwischen der PLO und Israel geschlossen wurden, einhalten. Auch sei die Organisation bereit, sofort an den Verhandlungstisch zurückzukehren – wenn alle Siedlungsaktivitäten komplett eingestellt würden.
Seinen Antrag sieht Abbas im Gegensatz zu den Israelis nicht als einseitigen Schritt. Auch wolle er Israel dadurch nicht isolieren, sondern die Siedlungsaktivitäten und die "Apartheid" delegitimieren. Er strecke seine Hand der israelischen Regierung und dem israelischen Volk zum Frieden hin. Zusammen sollten Palästinenser und Israelis an einer Zukunft für ihre Kinder bauen – in Freiheit, Sicherheit und Wohlstand. An die Stelle von Krieg, Siedlung und Abtrennung solle die Freundschaft zwischen zwei Völkern treten.
Weiter sagte der PLO-Chef, er wolle die Rolle der palästinensischen Frauen stärken und für Transparenz in Regierungsorganen sorgen. Den Palästinensern sei im Mai die nationale Versöhnung gelungen. Die Hauptsäule seien Wahlen, die innerhalb eines Jahres abgehalten werden sollten. Die Bevölkerung solle an den Urnen entscheiden. Demokratie, Recht und das Fehlen von Diskrimierung sollten den Alltag bestimmen. Niemand, der ein Gewissen habe, könne einen solchen Antrag ablehnen. Die Palästinenser seien "das letzte Volk der Welt, das unter Besatzung lebt". Diesem Leiden müsse ein Ende gesetzt werden.