Wie die Zeitung "Jordan Times" meldet, versammelten sich die Demonstranten vor der Kaloti-Moschee. Sie befindet sich fast einen Kilometer von der Botschaft entfernt und ist traditionell Ausgangsort für anti-israelische Kundgebungen. Die Teilnehmer schwenkten jordanische Flaggen und skandierten Parolen gegen das Friedensabkommen von 1994. Zudem riefen sie ihre Regierung auf, den israelischen Botschafter auszuweisen und die Vertretung in Amman zu schließen.
Vor dem "Million-Protest", der über Facebook organisiert war, hatte die jordanische Polizei in der Nachbarschaft der Botschaft Metallsperren errichtet. Dadurch wollte sie die Demonstranten von dem Gelände abhalten. Die Sicherheitskräfte stoppten eine Gruppe Aktivisten, als sie die Barrikaden überqueren wollten. Sie waren gezwungen, sich wieder zu einem offenen Gelände nahe der Moschee zu begeben.
Ein politischer Aktivist erklärte die schwache Beteiligung damit, dass derzeit innenpolitische Reformen für die Jordanier höhere Priorität hätten als anti-israelische Proteste. Die jungen Initiatoren hätten offenbar einfach nachgeahmt, was ägyptische Altersgenossen am vergangenen Freitag taten, als sie die israelische Botschaft in Kairo angriffen. Die Organisatoren in Jordanien hatten die Öffentlichkeit über Facebook aufgerufen, sich vor der Moschee zu versammeln und zum Botschaftsgebäude zu marschieren. Dort wollten sie sich Zutritt zum Gelände verschaffen und die israelische durch eine jordanische Flagge ersetzen.
Ein weiterer Teilnehmer machte die islamistische Opposition mit für das geringe Interesse verantwortlich. Deren Führer ermutigten junge Jordanier, gegen das Friedensabkommen mit Israel auf die Straße zu gehen, beteiligten sich aber nicht an den Kundgebungen. "Ich sehe eine Gruppe begeisterter junger Leute, aber wo sind die Führer der islamischen Bewegung? Keiner von ihnen ist hier."
Am Mittwoch hatte das israelische Außenministerium die Botschaft geschlossen und die Mitarbeiter vorzeitig ins Wochenende geschickt, das sie gewöhnlich bei ihren Familien in Israel verbringen. Denn Israel befürchtete gewaltsame Auseinandersetzungen. "Jordanien ist nicht Ägypten, und der König und die Sicherheitskräfte sind entschieden, den Frieden zu wahren", zitierte die Zeitung "Ha´aretz" eine Quelle im Ministerium. "Aber es wurde beschlossen, kein Risiko einzugehen." In Kairo waren bei den gewaltsamen Protesten drei Menschen ums Leben gekommen und etwa 1.000 verletzt worden.