Nur wenige Frauen in Israel denken darüber nach, bei ihren kleinen Kindern zu Hause zu bleiben. "Ihnen würde die Decke auf den Kopf fallen und auf dem Spielplatz würde ihnen vormittags niemanden begegnen", meinen sie, denn alle seien bei der Arbeit oder in der Kinderkrippe.
Im Vergleich zu Europa ist der Mutterurlaub in Israel extrem kurz. Aber niemand demonstriert für eine Verlängerung. Vielmehr wird dafür demonstriert, dass der Staat die Kosten für Baby- und Kleinkindbetreuung übernimmt. Israelische Frauen beschweren sich, dass ihr Einkommen, solange sie kleine Kinder haben, hauptsächlich in die Kinderbetreuung fließt.
Früher, als die Kibbutzkinder noch im Kinderhaus lebten, wussten manche gar nicht, "dass es Kinder gibt, die mit ihren Eltern zusammen wohnen". Doch die Zeit der Kollektiverziehung ist auch in den Kibbutzim passé. Gleichzeitig arbeiten aber die meisten israelischen Mütter auch in der Kleinkindphase weiterhin außer Haus. Manche arbeiten nur halbtags und holen ihre Kindergartenkinder am frühen Nachmittag zu sich. Andere zahlen für eine Nachmittagsbetreuung, die unabhängig vom Kindergarten organisiert wird. Kinderkrippen sind in der Regel bis vier Uhr nachmittags offen.
Schulpflicht gibt es in Israel bislang ab dem fünften Lebensjahr, also vom Vorschulalter bis zum Abitur. Das heißt, dass ab dem letzten Jahr im Kindergarten die Ausbildung vom Staat finanziert wird. Eltern müssen trotzdem für teure Schulbücher aufkommen, für Kindergarten- und Schulausstattung "spenden" und für verschiedene Aktivitäten, wie etwa Ausflüge, zahlen. Kinderkrippen werden subventioniert und sollen im Zusammenhang mit den Massendemonstrationen noch weitergehend subventioniert werden.
In Israel dauern die Sommerferien zwei Monate, was für die meisten Familien, in denen beide Eltern berufstätig sind, ein Problem darstellt. Die meisten Kinder werden in so genannten "Keitanot", Sommerferienlagern, untergebracht, müssen die Eltern zur Arbeit begleiten oder aber auch alleine zu Hause bleiben. Die Glücklichen unter ihnen haben Großeltern, die schon aus dem Berufsleben ausgestiegen sind und sich dann um die Enkel während der Sommerferien kümmern können.