Am Dienstag meldete die ägyptische Zeitung "Al-Masri al-Jum", der Verdächtige, Ilan Grapel, habe sich mit sechs Personen getroffen, die mit einem Spionagering in Verbindung gebracht würden. Er sei mit einem Touristenvisum nach Ägypten eingereist. Der Mossad habe ihn beauftragt, Informationen über die Muslimbruderschaft, die koptischen Christen, den Hohen Militärrat und die Koalition der Revolutionären Jugend zu sammeln. Er habe mit Mitgliedern der Muslimbruderschaft gesprochen. Auch sei er bei den Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz nach dem Sturz von Präsident Hosni Mubarak gesehen worden.
Nach Angaben der Wochenzeitung "Al-Ahram" besuchte Grapel, der auch die Staatsbürgerschaft der USA hat, Synagogen. Dort habe er sich als Journalist oder als europäischer Tourist ausgegeben. Seine israelische Staatsbürgerschaft habe er hingegen verschwiegen.
Am Sonntag ordnete der ägyptische Richter Hescham Badawi an, dass Grapel für 15 Tage in Haft bleibe. Anlass sei der Verdacht "der Spionage gegen Ägypten mit dem Ziel, seinen wirtschaftlichen und politischen Interessen zu schaden", hieß es laut der ägyptischen Nachrichtenagentur MENA.
Der israelische Außenminister Lieberman sagte angesichts der Festnahme, für die Verdächtigungen gebe es keinen Anlass: Grapel "ist nur ein Student, vielleicht etwas seltsam oder etwas sorglos. Er hat keine Verbindungen zu irgendeinem Geheimdienstapparat, nicht in Israel, nicht in den USA und auch nicht auf dem Mars". Es handele sich um einen Fehler oder ein sonderbares Verhalten der Ägypter. "Sie haben alle Klarstellungen erhalten, und ich hoffe, die ganze Geschichte wird schnell ein Ende finden." Israel trachte danach, die Beziehungen mit der neuen ägyptischen Regierung zu festigen, fügte Lieberman laut der Zeitung "Jediot Aharonot" hinzu.
Grapel war 2005 von New York nach Israel eingewandert und hatte im Sommer 2006 während des Zweiten Libanonkrieges in der israelischen Armee gedient.