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Die schwere Geburt des Bremer Friedens-Ovums für Jerusalem

Der Bremer Künstler Armin Kölbli hat schon in Tschernobyl und im Kosovo überdimensionale "Friedenseier" aufgestellt. Etwa 5 Meter hohe Stahlgestelle werden mit Beton verschalt und mit Friedensbriefen gefüllt, die ihm jeder per E-Mail zuschicken kann, oder die er - wie an diesem Mittwoch - in Jerusalemer Schulen im Osten und Westen der Stadt bei jüdischen wie arabischen Schülern persönlich einsammelte.

Die versiegelten Beton-Eier sollen gemäß der Vorstellung von Kölbli erst in hundert Jahren wieder geöffnet werden, damit die Nachwelt erfahren könne, wie die Menschen Frieden wünschten. Schon vor einigen Jahren hatten die Jerusalemer Stadtplaner Kölbli den Zuschlag erteilt, sein "Ovum4Jerusalem" (Ei für Jerusalem) auf einer Verkehrsinsel vor dem Herodestor der Altstadt aufzustellen. Aber dann kam doch keine Baugenehmigung zustande, sodass Kölbli für sein schon fertig gestelltes Eier-Gestell aus Stahl einen vorläufigen Abstellplatz finden musste. Die deutsch-katholische Schmidtschule für arabische Mädchen nahe dem sogenannten "Gartengrab", wo Protestanten das wahre Grab Jesu vermuten, bot dem Ei eine Ecke auf dem Schulhof. Nach einigen Monaten entschied die Schulleitung, dass das Ei störe.

Pastor Michael Wohlrab erklärte sich bereit, das Gestell neben dem Eingang zur Auguste Victoria Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg aufstellen zu lassen. Doch auch diese Zwischenlagerung war auf Dauer nicht akzeptabel. Der Jerusalemer Propst Uwe Gräbe, der für die Auguste Victoria Kirche zuständig ist, soll nach Angaben von Kölbli nach einem "ganz unchristlichen Zornesausbruch" sogar mit Gerichtsverfahren gedroht haben, wenn nicht umgehend das Ovum verschwinde. Bei einem Sturm kippte das Stahlgestell dann auch noch um, was an dem von Kaiser Wilhelm II. entworfenen Kirchengebäude leichte Schäden anrichtete und zudem Menschen gefährden konnte.

Am Mittwoch fuhr nun ein Lastwagen vor. Unter Mühen wurden der tonnenschwere Betonsockel und das Gestell aufgeladen. Beim Verlassen des bewaldeten Geländes von Auguste Victoria riss das Gestell auch noch ein paar Äste ab.

Mit dem noch unfertigen Ei auf der Ladefläche des Lastwagens drehte Kölbli nun die Runde durch Jerusalemer Schulen, im arabischen Osten wie im jüdischen Westen. Erstklässler der Mädchenschule "Liebe Israel" hatten einen Korb voller Friedensbriefe vorbereitet, einige in der Form einer Friedenstaube. Den überreichten sie dem deutschen Künstler am Straßenrand der Hebron-Street, wo der Lastwagen mit dem Gestell parkte. "Möge Friede sein in Israel und kein Krieg mehr. Mögen die Soldaten mit Erfolg den Wehrdienst überstehen und gut wieder vom Krieg zurückkehren", schrieb da David Hillel aus der ersten Klasse einer anderen Schule, die Kölbli zuvor besucht hatte. In ein naiv gemaltes Haus hatte Rarich, auch aus der ersten Klasse, geschrieben: "Es soll keinen Krieg mehr geben."

Kölbli war glücklich über die positive Reaktion an den Schulen, aber gleichzeitig verzweifelt: "Ich weiß noch nicht, wo die Fahrt heute enden wird." Für den Aufbau des Friedens-Eis im Jerusalemer Friedenspark fehlen ihm noch die dafür notwendigen 8.000 Euro. Die will er über eine Stiftung als Spenden eintreiben. Aber bis dahin muss er das Ei erneut zwischenlagern. "Eine Möglichkeit wäre das Abstellen auf einem bewachten Parkplatz, aber das würde mich dann etwa 80 Euro im Monat kosten." Denn das Gestell ist aus Stahl. Kölbli muss befürchten, dass es Metalldieben zum Opfer fallen könnte. "Ich mache hier Friedensarbeit an der Basis. Ich hoffe, dass auch die deutsche Botschaft sich um dieses Projekt kümmert", sagte Kölbli, ehe er zur nächsten Station weiterfuhr.

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