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Weihnachtsbäume nicht koscher – Streit über Sylvester

JERUSALEM (inn) - Jüdische Firmen in Israel, die einen Weihnachtsbaum aufstellen, verlieren das Anrecht auf ein Koscherzertifikat. Dies teilte ein Vertreter des israelischen Oberrabbinates am Dienstag mit. Streit gibt es zudem über die Frage, ob Juden Sylvester feiern dürfen.

Hotels in Jerusalem, die sich in der Vergangenheit nicht an die Anweisung hielten, wurden nun gewarnt, dass ihr Zertifikat ungültig werden könnte. Jüdische Unternehmen sollten in keiner Weise Bezug nehmen auf die „Feiertage der Gojim (Nichtjuden) am Ende des bürgerlichen Jahres“, hieß es aus dem Oberrabbinat.

Rabbi Elijahu Schlesinger, der für den Jerusalemer Stadtteil Gilo zuständig ist, erklärte gegenüber dem Internetportal „Walla“: „Ein Hotel, das ein Koscherzertifikat erhält, muss ein jüdisches Hotel sein. Es kann nicht angehen, dass an einem Ort, der ein Koscherzertifikat hat, ein christlicher Tannenbaum steht. Wir sind stolz darauf, hier im Staat Israel zu leben – einem jüdischen Staat.“ Allerdings könne das Rabbinat wohl nicht verhindern, dass sich Juden dem in der gesamten Welt üblichen Brauch anschlössen und Weihnachten feierten.

„Christliche Feste sind Götzendienst“

Unterdessen äußerten sich mehrere Rabbiner negativ über Sylvesterfeiern. Rabbi Schmuel Elijahu aus Zefat (Safed) sagte, es handele sich um ein christliches Fest, das an Papst Sylvester I. erinnere. Wenn Juden mitfeierten, sei das so, „als würden wir gegenüber unseren Feinden nachgeben“ und „die Verfolgung der Juden durch ihre Feinde rechtfertigen“.

Der Leiter der Jerusalemer Talmudschule „Ateret Cohanim“, Schlomo Aviner, sieht dies ähnlich: „Aus Sicht der Halacha (Gesetz) ist es verboten, an Weihnachts- und Sylvesterfeiern teilzunehmen, weil sie mit Götzendienst verbunden sind.“ In diesem Kontext gebe es besonders strenge Verbote. „Gott sei Dank haben wir unsere Feste und brauchen die Feste der Gojim nicht“, fügte der Rabbiner hinzu. Nach jüdischer Auffassung verrichten Christen Götzendienst, indem sie den Menschen Jesus anbeten.

Schlomo Riskin, der Rabbiner der Siedlung Efrat, differenziert hingegen zwischen einem christlichen und einem bürgerlichen Aspekt des Festes am Altjahresabend. Jahresende und -anfang erinnerten jeden daran, „dass er sterblich ist und dass das Leben sehr kurz ist“. Riskin sieht zwei mögliche Zugänge zu Sylvester. Der erste sei in aller Welt verbreitet. Die Feiern seien Ausdruck eines „Heidentums von Götzendienern“. Dabei solle die Botschaft vermittelt werden: „Iss und trink, denn morgen bist du tot“.

Doch es gebe noch einen zweiten Zugang, den der Rabbiner als „jüdischen Weg“ bezeichnet: Wenn jemand am Jahresende Umkehr und Reue wegen schlechten Taten des vergangenen Jahres zeigt. Die Botschaft könne dann mit einem Talmudzitat ausgedrückt werden: „Kehre einen Tag vor deinem Tod um“. Feiere ein Jude mit dieser Einstellung Sylvester, so sei dies legitim.

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