Kuntar forderte die Palästinenser auf, bei den Bemühungen um die Befreiung von Gefangenen Entschlossenheit demonstrieren. Die Häftlinge könnten gegen entführte Soldaten ausgetauscht werden, sagte er in einer Ansprache, die per Satellit in den Gazastreifen übertragen wurde. „Ich rufe die Widerstandsorganisationen auf, weitere israelische Soldaten zu entführen und sich nicht mit einem einzigen Soldaten zufrieden zu geben. Denn die Zahl der Häftlinge ist groß.“ Der Libanese, der wegen mehrfachen Mordes selbst fast 30 Jahre in israelischer Haft verbracht hat, kam 2008 im Austausch gegen die Leichen zweier verschleppter Soldaten frei.
Der palästinensische Regierungschef in Gaza, Ismail Hanije, pflichtete Kuntar laut einem Bericht der Tageszeitung „Jediot Aharonot“ bei. Aus Sicht der Hamas seien alle Bemühungen, die zur Befreiung von Gefangenen führten, in Ordnung. „Wir werden niemals unsere vollständige Freiheit zu spüren bekommen, wenn wir nicht die Befreiung aller Häftlinge herbeiführen. Die Hartnäckigkeit der Widerstandsorganisationen im Fall Gilad Schalit ist der beste Beweis für die Verantwortung, die wir gegenüber der Sache der Häftlinge empfinden.“ Schalit wurde im Juni 2006 von bewaffneten Palästinensern in den Gazastreifen entführt. Die Verhandlungen um einen Gefangenenaustausch haben bislang zu keinem Ergebnis geführt.
Hanije fügte hinzu, 8.000 palästinensische Häftlinge würden in Israels Gefängnissen festgehalten. Dies sei ein Teil der zionistischen Bemühungen, das palästinensische Volk loszuwerden und es auszutilgen. Der Hamas-Führer äußerte auch Kritik an der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), die 650 Palästinenser aus den Reihen des Widerstandes gefangen halte. Dies gehöre zur Sicherheitsabstimmung mit Israel. Die Sicherheitskräfte der beiden Seiten hätten sich bereits vollständig vermischt.
Samir Kuntar gilt in Israel als Top-Terrorist. 1979 war er mit mehreren Helfern vom Libanon in die nordisraelische Ortschaft Naharija eingedrungen. Dort tötete er einen Polizisten sowie einen weiteren Israeli und dessen vierjährige Tochter. Während der Tat hatte sich die Mutter mit einem weiteren Kind versteckt. Dabei hielt sie der zweijährigen Tochter den Mund zu, so dass diese erstickte. Israel entließ den Libanesen und vier seiner Landsleute während eines Austausches mit der Hisbollah im Juli 2008. Zudem übergab es die Leichen von 200 arabischen Kämpfern an den Libanon. Im Gegenzug erhielt es die sterblichen Überreste der zwei Jahre zuvor entführten israelischen Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev. Bis zum letzten Augenblick hatte die Hisbollah-Miliz den Zustand der Verschleppten geheim gehalten.