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Das Ende der Ruhe vor dem Sturm?

Überrascht hat der Anschlag von der Bani-Naim-Kreuzung zwischen Hebron und Beit Haggai niemanden. Die vergangenen Monate waren die ruhigsten, an die sich die Kinder Israels erinnern können. Die Politiker hatten sich nichts zu sagen. Erstmals seit den Abkommen von Oslo herrschte auf der politischen Bühne zwischen Israel und den Palästinensern absolute Windstille. Und deshalb schwiegen auch die Waffen.

2010 war das bislang terrorärmste Jahr für Israel im 21. Jahrhundert. In den Palästinensergebieten des Westjordanlandes lässt sich die Ruhe mit Händen greifen. Das Land verzeichnete in den vergangenen eineinhalb Jahren Wachstumsrekorde zwischen acht und elf Prozent.

Doch damit scheint es jetzt vorbei zu sein. In Washington trafen der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas mit ihren Verhandlungsteams ein – und lieferten damit den Verhandlungsgegnern einen konkreten Anlass für Bemühungen, die Gesprächsbereitschaft blutig zu durchkreuzen. Natürlich ist verständlich, dass Barack Obama sich endlich seinen Friedensnobelpreis verdienen muss. Und selbstverständlich ist es begrüßenswert, wenn Politiker miteinander reden und um eine Lösung des Jahrhundertkonflikts im Nahen Osten ringen. Aber warum mussten dafür die sechs Kinder der Familie Imes zu Waisen werden? Talya Imes war noch dazu im neunten Monat schwanger, als sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Jitzhak aus nächster Nähe kaltblütig erschossen wurde. Kochava Even Chaim hinterlässt einen Ehemann und eine achtjährige Tochter. Und der 24-jährige Avischai Schindler war jung verheiratet.

Guido Westerwelle verurteilte – gemeinsam mit vielen anderen Politikern aus Nahost und West – den Anschlag „auf das Schärfste“ – ohne auch nur ein Wort für die menschliche Tragödie zu verlieren. Die Opfer waren ja „nur“ Siedler. Auch die außerordentliche Grausamkeit der Täter blieb unerwähnt. Vier Menschen, darunter eine offensichtlich schwangere Frau, wurden kaltblütig aus nächster Nähe erschossen. Der Bundesaußenminister fürchtet lediglich um den „Weg der Verhandlungen und des Friedens“.

Ist das Heilige Land so weit vom Verstehenshorizont westlicher Politiker entfernt, dass man auch nach eineinhalb Jahrzehnten noch nicht in der Lage ist, zu begreifen, dass die Verhandlungswut der Politikergutmenschen den einfachen Leuten hier vor Ort auf beiden Seiten nichts als Leiden und Tod beschert hat? Die Jahre unmittelbar nach Abschluss der Verträge von Oslo erweisen sich im Rückblick als die blutigsten Jahre für die israelische Zivilbevölkerung seit der Entstehung ihres Staates. Warum kommt kein Denker im Westen auf die Idee, auf den Nahen Osten anzuwenden, was in Europa gar nicht so schlecht funktioniert hat: An erster Stelle für das Wohl der Menschen zu sorgen und derweil politische Fragen auf Eis zu legen?!

Haben wir in Europa die Frage von Grenzen und Land nicht unter den Tisch gefegt, um zuerst einmal eine lebenswerte Existenz für alle aufzubauen. Ist das wirklich so schlecht, dass um Deutschland herum so manche Grenzfrage ungelöst blieb? Sollten wir Deutschen den Palästinensern nicht sagen können, dass auch der Aufbau eines demilitarisierten Staates eine vielversprechende Zukunftsperspektive hat? Und warum kann Herr Westerwelle nur den Serben die Anerkennung des Kosovo nahelegen? Warum nicht auch seinen arabischen und moslemischen Freunden die längst überfällige, grundsätzliche und bedingungslose Anerkennung eines Rechts auf Existenz für den jüdischen Staat Israel?

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