Konferenz für Holocaust-Bildung: Türkei sagt ab

JERUSALEM (inn) - Rund 200 Vertreter aus 40 Ländern haben am Wochenende an der 7. Internationalen Konferenz für Holocaustbildung- und erinnerung in Jerusalem teilgenommen. Als einziges Land hatte die Türkei ihre Teilnahme aufgrund der blutigen Erstürmung der "Gaza-Hilfsflotte" abgesagt.

Die Konferenz wurde von der Internationalen Schule für Holocaust-Studien an der Gedenkstätte Yad Vashem abgehalten. An ihr nahmen Philosophen, Historiker, Menschenrechtsaktivisten, Lehrkörper, Politiker, Botschafter und Vertreter verschiedener Regierungsministerien teil.

Unter anderem ging es um neue Herausforderungen, denen Ausbilder gegenüberstehen, wenn sie den Holocaust lehren. Dazu zählt unter anderem die Verbindung von Holocaust-Erinnerung mit Kritik an Israel. Zudem stellten sich die Teilnehmer der Frage, wie sie mit der Holocaustleugnung und Vergleichen des Holocaust mit anderen Leiden unter totalitären Regimen umgehen sollten.

Laut dem Yad Vashem-Vorsitzenden Avner Schalev gibt es Tendenzen, den Holocaust zu verharmlosen und mit anderen europäischen Tragödien zu vermischen. Zudem sei es schwierig für Ausbilder, Muslime zum Thema Holocaust zu unterrichten, da einige diesen aufgrund ihrer feindlichen Einstellung zu Israel ablehnten.

Schalev bedauerte gegenüber der Tageszeitung „Jerusalem Post“ die Absage der Türkei. Es sei „sehr traurig“, dass die türkische Delegation nicht trenne zwischen einem politischen Disput und einer breiten Bildungsangelegenheit.

„Man kann Israels Politik kritisieren oder ihr sogar die Stirn bieten, aber der Umgang mit der Holocaust-Bildung ist kein israelisches oder gar jüdisches Thema, sondern vielmehr eines für die gesamte Welt und ein Teil des europäischen Diskurses, von dem die Türkei versucht, ein Teil zu werden“, so Schalev weiter. Der „großartige Staat der Türkei“ müsse zeigen, dass er den Dialog mit der gesamten Welt fortsetzen wolle, nicht nur mit dem Islam.

Von der Türkei hatten sich unter anderen Vertreter des Bildungs- und des Außenministeriums angemeldet. Nach der blutigen Übernahme des türkischen Schiffes „Mavi Marmara“ durch die israelische Armee am 31. Mai sagte die Delegation ihre Teilnahme an der Konferenz jedoch ab.

Zu den Rednern der Veranstaltung gehörten unter anderen Israels Bildungsminister Gideon Sa´ar, der frühere aschkenasische Oberrabbiner Meir Lau, Polens Ex-Präsident Aleksander Kwaśniewski und der frühere kroatische Präsident Stjepan Mesic.

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