Laut Kabinettssekretär Zvi Hauser habe die Öffentlichkeit nun die seltene Gelegenheit, etwas über die ersten Momente nach der Staatsgründung zu lernen. „Es ist aufregend, aus der Perspektive der Zeit, die seitdem vergangen ist, zu sehen, wie mit Dingen umgegangen wurde, und wie historische Entscheidungen getroffen wurden, die unser Leben heute noch beeinflussen“, so Hauser laut der Tageszeitung „Jediot Aharonot“.
In der Sitzung ging es unter anderem um neueste Berichte von der Front sowie um die Ernennung von Ministern. Das Treffen wurde vom damaligen Premier- und Verteidigungsminister David Ben Gurion mit den Worten eröffnet: „Wir wollen das erste Treffen unserer provisorischen Regierung eröffnen und einen Bericht von Mosche Schertok (später Scharett) hören. Ich nehme als selbstverständlich an, dass – falls es noch keine Entscheidung bisher in dieser Angelegenheit gegeben hat – jede Diskussion während dieser Treffen, ob wichtig oder nicht, zweifellos vertraulich ist und keiner die Erlaubnis hat, diese mit irgendjemand anderem zu diskutieren, nicht einmal mit seinen engsten Freunden oder Vertrauten, denn dies sind Dinge des Staates und nicht der Menschen, die an diesen Treffen teilnehmen.“
Anschließend gab Ben Gurion die neuesten Berichte von der Front weiter: „Die Situation in Tel Aviv ist gut bekannt – Explosionen. Ich habe keine Details vom letzten Bombenangriff. Diesen Morgen wurden vier Hafenarbeiter getötet.“ Auch über die Lage in Jerusalem konnte Israels erster Premier keine besseren Nachrichten verkünden: „Der Druck auf dem Weg nach Jerusalem und Umgebung hat nachgelassen. Wir haben Latrun eingenommen, wurden aber wieder von dort vertrieben. Die Araber haben einen Schatz – eine der neuen Kanonen und einige gepanzerte Fahrzeuge.“
Danach ging Ben Gurion zur Ernennung der insgesamt zwölf Minister über. Dabei diskutierten die Regierungsmitglieder, ob die Bezeichnung „Minister“ für Israel übernommen oder ob ein neues hebräisches Wort dafür erfunden werden sollte. Einige schlugen vor, stattdessen das Wort „Gouverneur“ einzusetzen. Der entscheidende Vorschlag kam schließlich von Polizeiminister Bechor-Schalom Schitrit. Er bezog sich auf die Bibel und plädierte für das alt-hebräische Wort „Sar“ (Fürst). Obwohl Ben-Gurion die Bezeichnung „Gouverneur“ befürwortete, siegte die biblische Lösung. Sie gilt bis heute.