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Auschwitz: Gedenken an Opfer der Schoah und des Flugzeugunglücks

OSWIECIM (inn) - Etwa 10.000 Menschen aus aller Welt haben am Montag im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau am "Marsch der Lebenden" teilgenommen. Dabei gedachten sie auch der 96 Opfer des Flugzeugabsturzes, bei dem am Samstag unter anderen der polnische Präsident Lech Kaczynski ums Leben gekommen war.

Der „Marsch der Lebenden“ findet jedes Jahr am israelischen Gedenktag für Opfer und Helden aus der NS-Zeit, dem Jom HaSchoah, statt. Der drei Kilometer lange Weg führt von den Baracken, die den KZ-Häftlingen als Unterkunft dienten, zum Bereich Birkenau mit den Gaskammern. In Auschwitz starben rund 1,1 Millionen Menschen in den Gaskammern oder an Hunger, Krankheit und Zwangsarbeit. Die meisten Opfer waren Juden, Polen oder Roma.

Am diesjährigen „Marsch der Lebenden“ auf der früheren Todesstrecke nahmen Tausende junge Juden und Holocaust-Überlebende teil. Auch die israelische Tennisspielerin Schahar Pe´er war zugegen. Viele Teilnehmer trugen schwarze Armbinden oder Bänder, um die Opfer der Flugzeugkatastrophe zu ehren, wie die „Jerusalem Post“ berichtet.

Israels Botschafter Zvi Rav-Ner verlas eine Mitteilung in hebräischer, englischer und polnischer Sprache: „Lech Kaczynski und seine Ehefrau waren Freunde des Staates Israel und der jüdischen Nation“, heißt es darin. „Heute werden wir in Solidarität mit der gesamten polnischen Nation marschieren.“ Dabei stand der Israeli neben dem berüchtigten Schild „Arbeit macht frei“. Dieser Schriftzug war im Dezember gestohlen worden. Kurz darauf wurde er, in drei Teile zerlegt, in einem Wald entdeckt. Drei Täter wurden mittlerweile zu Haftstrafen zwischen 18 und 30 Monaten verurteilt.

„Welt schweigt immer noch“

Der Vorsitzende des Yad Vashem-Rates, Rabbi Israel Lau, sagte, die Welt habe noch nicht die Lektion gelernt über die möglichen Folgen des Schweigens. Dies zeige sich am entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit. „Dieser junge Mann sitzt seit fast vier Jahren in einem dunklen Kellergeschoss, eine Autostunde von Tel Aviv entfernt. Kein einziger Arzt hat ihn in dieser Zeit besucht – ein objektiver Arzt, vom Roten Kreuz, von den Vereinten Nationen. Wo ist die UNO? Wo ist die Welt? Die Nazis haben abgewartet, was die Welt sagen oder tun würde. Sie tat nichts.“

Natan Scharansky, der Vorsitzende der Jewish Agency, wies darauf hin, dass das jüdische Volk bei seinem Gedenken an die Schoah nicht allein sei: „Junge Menschen stehen heute mit uns hier. Sie sind, wie Millionen weltweit, entschlossen, an den Holocaust zu erinnern und die Welt zu einem gerechteren Ort zu machen. Genau das hat auch Lech Kaczynski versucht, und wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet.“

„Wir trauern mit unseren polnischen Geschwistern“

Vor dem Marsch hatten die Verantwortlichen eine Erklärung zu dem Flugzeugabsturz veröffentlicht:

„Am Samstagmorgen erwachte das polnische Volk mit der Nachricht eines verheerenden Flugzeugunglücks, das die Leben des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski, seiner Ehefrau, der First Lady Polens, Maria Kaczynski, und Dutzender der ranghöchsten politischen und militärischen Führer des Landes gefordert hatte. Der polnische Präsident reiste nach Russland, um den 70. Jahrestag des Massakers an polnischen Kriegsgefangenen von Katyn zu begehen. Dazu gehörte der Massenmord an 22.000 Polen, vor allem Militäroffizieren, Intellektuellen, Polizisten und anderen Vertretern des öffentlichen Dienstes durch das sowjetische NKWD im Frühjahr 1940.

Die polnische Regierung hat infolge dieses tragischen Ereignisses eine nationale Trauerwoche ausgerufen. Wir schließen uns unseren polnischen Geschwistern in ihrer Zeit der Trauer an und bekunden unsere tiefste Anteilnahme für ihren Verlust. Unsere Gedanken, Hoffnungen und Gebete sind in dieser schweren Zeit mit ihnen. Während des Marsches der Lebenden werden wir unsere Solidarität mit dem polnischen Volk wegen seines Verlustes durch einen Augenblick des Schweigens zu Ehren derjenigen bekunden, die bei diesem tragischen Unfall gestorben sind.“

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