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Schoah-Gedenken: 1,5 Millionen Knöpfe erinnern an ermordete Kinder

EFRAT (inn) - Schulkinder in der israelischen Ortschaft Efrat südlich von Jerusalem haben 1,5 Millionen Knöpfe gesammelt. Damit wollen sie an die 1,5 Millionen jüdischen Kinder erinnern, die im Holocaust ermordet wurden. Am Montag begeht Israel seinen diesjährigen Holocaust-Gedenktag (Jom HaSchoah).

Zwei Lehrerinnen der „Asseh Chajil“-Grundschule in der Siedlung haben die Schüler zum Sammeln der Knöpfe angeregt. Inspiriert wurden sie durch ähnliche Projekte in den USA und in Europa. Die Knöpfe sollten helfen, sich die unermessliche Zahl der getöteten Kinder vorstellen zu können, sagten die Lehrerinnen dem Informationsdienst „Arutz Scheva“. Die Individualität erinnere den Betrachter daran, dass jeder Getötete einzigartig war.

Unter den Spendern ist auch der frühere aschkenasische Oberrabbiner Israel Meir Lau, der als Kind die Judenverfolgung der Nationalsozialisten überlebte. Israelische Schriftsteller, Modedesigner, Minister und Abgeordnete haben ebenfalls einen Beitrag zu der Sammlung geleistet. Die Eltern von Haggai Lev aus Efrat stellten einen Knopf der Uniform ihres Sohnes zu Verfügung – der Soldat war 2002 von einem palästinensischen Scharfschützen getötet worden.

Doch die Kinder haben nicht nur Knöpfe gesammelt, sondern auch persönliche Geschichten von Überlebenden. Dies soll verdeutlichen, dass jedes der vielen Kinder, die umkamen, seine eigene Geschichte gehabt habe.

Die 1,5 Millionen Knöpfe sind nun in der Grundschule in Efrat ausgestellt. Sie befinden sich in neun großen Behältern mit durchsichtigen Wänden.

„Knöpfe waren im KZ unermesslich wertvoll“

Die Zeugnisse der Schoah-Überlebenden wurden in ein Archiv aufgenommen. Ein ehemaliger KZ-Insasse berichtet vom Winter 1940 im Lager, der besonders hart war. Seine Mutter wollte ihren beiden Kindern warme Jacken nähen, doch sie konnte keine Knöpfe auftreiben. „Knöpfe waren viel wert, mehr als teurer Schmuck“, schreibt der Überlebende. „Jeder Knopf wurde wie ein Schatz gehütet. Wer Knöpfe hatte, war ‚reich‘. Ein Knopf konnte gegen ein Stück Brot, eine Schüssel Suppe, eine Nadel, sogar Papier und Bleistift eingetauscht werden. Wer Knöpfe hatte, blieb im Winter warm, weil ein Knopf ein Hemd, einen Pullover oder eine Jacke geschlossen halten konnte.“

Die Mutter besaß nur noch einen einzigen wertvollen Gegenstand: einen Fingerhut aus Silber, den sie von ihrer Mutter vor deren Auswanderung ins damalige Mandatsgebiet Palästina erhalten hatte. Für diesen Fingerhut erhielt sie zwei rote und zwei schwarze Knöpfe für die improvisierten Mäntel. „Meine Schwester und ich trugen diese Mäntel, als wir aus dem Lager befreit wurden“, teilt der Überlebende mit. „Knöpfe haben eine besondere Bedeutung für mich. Ein kleines, einfaches Ding wie ein Knopf kann uns lehren, dass nichts als selbstverständlich angesehen werden kann und dass wir uns über das freuen sollten, was uns das Leben anbietet.“

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