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Satire über Rabin-Mord: Kabarettisten müssen Café verlassen

JERUSALEM (inn) - Zu einem Eklat ist es am Sonntag bei einer Feier in einem Jerusalemer Café gekommen: Eine israelische Schauspielergruppe machte sich über den Mord an Premier Jitzhak Rabin lustig. Daraufhin wurde das Ensemble samt den Zuhörern des Hauses verwiesen - und möchte nun klagen.

Der Vorfall ereignete sich in einem Café in der Jaffastraße. Die Gruppe „Simrat Ha´aretz“ trat vor etwa 60 Fans auf – der Name heißt übersetzt: „Gesang des Landes (Israel)“. Das Ensemble verknüpft Lieder und satirisches Theater, die Hauptsprache ist Russisch. Ein wichtiges Thema ist Kritik an Politik. Das Stück, das den Rabin-Mord von 1995 verspottete, sangen die Israelis hingegen auf Hebräisch.

Bei diesem Lied, in dem es um den Mörder Jigal Amir ging, seien plötzlich die Mikrophone ausgeschaltet worden, sagte einer der Schauspieler, Schlomo Lensky, gegenüber der Zeitung „Ma´ariv“. „Dann kam der Sohn des Hausbesitzers herein und schrie: Was? Ihr habt mich angelogen, so habe ich mir die Aufführung nicht vorgestellt. Ihr nennt euch ‚Gesang des Landes‘ und singt faschistische Lieder.“

Der Sohn habe sich geweigert, ihre Erklärungsversuche zu akzeptieren. „Wir haben aus der Sowjetunion eine politische Tradition von Protestliedern mit einer scharfen Satire mitgebracht“, fügte Lensky hinzu. „Eines unserer Lieder spottet über diese Wirklichkeit, dass es zum Rabin-Mord mehr Fragen und Zweifel gibt. Es wendet sich gegen die Version der Forscher, dass die eigentliche Motivation für Jigal Amir für den Mord an Rabin seine enttäuschte Liebe zu Margalit Har Schefi war.“

„Wie im Kommunismus“

Als sich Schauspieler und Zuschauer weigerten, den Ort zu verlassen, wurde die Polizei geholt. Sie habe keinen Anlass für eine Beschwerde gefunden, sagte Lensky weiter. Sie hätten für ihre geplante Klage wegen der entgangenen Einnahmen die Kontaktdaten der Polizei notiert, damit diese als Zeugen auftreten könnten.

Nach Lenskys Angaben standen die Mitglieder des Ensembles 40 Minuten vor dem Café, bis sie eine Privatwohnung als Ersatzort gefunden hätten. Nur 20 Zuhörer seien mitgekommen und hätten den Rest der Vorführung erlebt. „Meiner Meinung nach ist der ganze Vorfall ein Teil des Umgangs mit dem Rabin-Erbe. Leute hören Rabin und verlieren innerhalb einer Sekunde den Durchblick. Das hat uns echt an die kommunistische Sowjetunion erinnert.“ Als sie hinausgingen, hätten sie die israelische Nationalhymne gesungen.

Besitzer: „Faschisten bekommen hier keine Bühne“

Der Besitzer stellte die Angelegenheit so dar: „Sie haben sich an meinen Sohn gewandt, der in unserem Lokal die Veranstaltungen managt, und haben ihm gesagt, dass sie einen öffentlichen Liederabend mit Israel-Liedern machen wollen. Im Laufe des Abends ruft mich mein Sohn an und sagt: ‚Vater, das Lied, das diese Leute singen, verherrlicht den Rabin-Mord.‘ Mein Sohn zitierte die Worte des Liedes. Es sagt, dass ein Friedensnobelpreis an die drei Kugeln (aus der Mordwaffe) verliehen werden sollte. Ich hörte, wie sich die Leute hier darüber begeisterten.“

Er habe sich schnell zum Café begeben und festgestellt, dass er es mit Fanatikern zu tun habe. „Ich forderte sie auf, den Ort sofort zu verlassen. Ich verstehe nicht, wie sie zu mir gelangt sind. Es gehört zu meiner Philosophie, allen eine Bühne zu geben, aber solche Faschisten werden mir nicht mehr kommen.“

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