Die Äußerungen des israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak, man werde nach einem Krieg mit Syrien sowieso nur über die gleichen Themen verhandeln – oder vielleicht auch schweigen – wie zuvor, sind eigentlich eine Binsenweisheit, waren als Anstoß zu Gesprächen gedacht und von den Syrern als Tritt ans Schienbein empfunden worden.
Doch weder die Antworten aus Damaskus noch die martialisch vollmundige Retourkutsche des israelischen Außenministers Avigdor Lieberman sind eine Sensation. Zu Anschweigen, Anschreien, Beschießen oder Verhandeln gibt es kaum Alternativen. Im Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte kann man schließen: Solange Politiker so vollmundig vor Fernsehkameras treten, ist kaum wirklich Gefahr im Verzug.
„If you’re gonna shoot, shoot! Don’t talk!“ – „Wenn Du schießen wirst, schieße, schwätz‘ nicht!“ Dieses berühmte Zitat aus einem Western-Klassiker der 1960er Jahre ist im Orient ein wichtiger realpolitischer Grundsatz. Niemand hat in der Öffentlichkeit mit den sensationellen israelischen Militäraktionen gerechnet, wenn sie dann wirklich durchgeführt wurden. Sei das der Luftangriff auf den irakischen Atomreaktor Anfang der 1980er Jahre, sei es die mysteriöse Aktion im September 2007, als die israelische Luftwaffe ein Loch in die friedliche syrische Wüste sprengte.
Viel bedenklicher sind deshalb Anzeichen, die weniger auffällig, weniger wahrgenommen und kaum diskutiert werden. Etwa die Ouvertüren des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu in Richtung Oppositionschefin Zippi Livni zwischen Weihnachten und Neujahr. Eigentlich hat Netanjahu für israelische Verhältnisse eine sensationell stabile Koalition. Warum begann er dann einen Politflirt mit den Überresten von Ariel Scharons Rückzugspartei Kadima? Braucht er für den Fall eines Falles eine breitere Rückendeckung? Und was wäre dieser Fall eines Falles? Weitere Siedlungsräumungen nach erfolgreichen Verhandlungen mit den Palästinensern, durch die rechte Koalitionspartner ausbrechen könnten? Wohl kaum! Die israelische Öffentlichkeit hat den Glauben an Land für Frieden vollkommen verloren.
Haben Militärübungen eine Bedeutung?
Ob die Sirenenübungen und simulierten Katastropheneinsätze verschiedener Rettungseinheiten in den vergangenen Wochen und Monaten reine Routine oder ernsthafte Kriegsvorbereitung waren, ist nur schwer feststellbar. Auch die Gerüchte von Langstreckenflugübungen der israelischen Luftwaffe über dem Mittelmeer bis nach Gibraltar lassen sich nur schwer verifizieren. Militärsprecher schweigen sich in derartigen Angelegenheiten naturgemäß aus. Und wenn sie etwas sagen würden, dann bleibt noch immer die Doktrin, dass Israel immer auf jede Eventualität vorbereitet sein will und dafür natürlich üben muss.
Unüberhörbar schrill ertönte aber das Schweigen des israelischen Premierministers Netanjahu in dessen Rede Anfang Februar auf der renommierten 10. Herzlija-Konferenz zu strategischen und Sicherheitsfragen. Mit keinem einzigen Wort erwähnte er den Iran, Sicherheitsfragen streifte der sonst so sicherheitsbewusste Bibi nur, um eine Bemerkung zur Notwendigkeit einer blühenden Wirtschaft zu rechtfertigen – um sich dann ausführlich dem Ausbau von Wanderwegen in Israel zu widmen. Das Schweigegebot Netanjahus für seine Minister in Sachen feindliche Nachbarn ist bei weitem besorgniserregender als jeder verbale Schlagabtausch von irgendwelchen Hitzköpfen in Amt und Würden. Wenn ein Cowboy nichts sagt, ist das kein gutes Vorzeichen, weder im Western noch im Osten.