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Umfrage im Gazastreifen: Mehrheit will Einstaatenlösung

GAZA (inn) - Die Begeisterung der Menschen im Gazastreifen für die Hamas scheint zu schwinden - zumindest, wenn es nach den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage geht. 57,7 Prozent der Befragten waren demnach mit der Leistung von Premierminister Ismael Hanije unzufrieden. Wären jetzt Präsidentschaftswahlen, würde mit Abstand der palästinensische Präsident Mahmud Abbas gewinnen. Eine Zweistaatenlösung hielt die Mehrheit der Palästinenser jedoch nicht für richtig.

Nur 31,6 Prozent zeigten sich mit der Arbeit von Hamasführer Hanije zufrieden, der Rest gab an, er wisse es nicht. Bei Neuwahlen würden 45,3 Prozent der Palästinenser für Abbas stimmen. Hanije erhielte nur 17,7 Prozent der Stimmen. 28,5 Prozent der Teilnehmer würden nicht wählen gehen. Der Rest konnte sich nicht auf eine Meinung festlegen.

Auf die Frage, ob sie es befürworten, dass Abbas bis zu Neuwahlen im Amt bleibt, antworteten 53,6 Prozent der Teilnehmer mit „ja“. 21,4 Prozent waren dafür, dass Abbas sein Amt an den Parlamentssprecher Asis Dweik abgibt, welcher der Hamas angehört.

Hinsichtlich der Teilnahme der Hamas bei den nächsten Wahlen waren die Befragten in ihrer Meinung gespalten. 46,2 Prozent befürworteten eine Beteiligung, 44 Prozent waren gegen die Teilnahme der radikal-islamischen Organisation. Der Rest machte hierzu keine Angaben.

Die meisten Palästinenser, 42,6 Prozent, machten die Hamas und die Fatah gleichermaßen für deren internen Streit verantwortlich. Rund 40 Prozent sahen die Schuld jedoch allein bei der Hamas und rund 12 Prozent allein bei der Fatah. Die Mehrheit von 57,5 Prozent hielt es jedoch für möglich, dass in den kommenden Wochen ein Abkommen zwischen beiden Gruppen geschlossen wird. 38,6 Prozent glaubten nicht daran.

Aussöhnung wichtiger als Grenzöffnung

Auf die Frage, was wichtiger sei, die Versöhnung zwischen den zerstrittenen Palästinenserparteien oder die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Israel, gaben 51,1 Prozent der Befragten die Aussöhnung an. Für 10,5 Prozent waren die Friedensverhandlungen mit Israel wichtiger. 36,3 Prozent der Palästinenser hielten beide Themen für gleichbedeutend.

Selbst die Öffnung der Grenzen des Gazastreifens würden die Befragten für eine Aussöhnung der Parteien zurückstellen. 74,4 Prozent gaben an, die Versöhnung sei wichtiger als die Grenzöffnung. 23,9 Prozent hielten ein Ende der Blockade für wichtiger.

Das im Oktober von der Hamas erlassene Motorradfahrverbot für Frauen unterstützten 67,5 Prozent der Befragten. 22,2 Prozent waren dagegen, der Rest gab an, es nicht zu wissen.

„Hamas profitiert am meisten von Schmuggeltunneln“

Auch auf das Thema Schmuggeltunnel wurde in der Umfrage eingegangen. Nach Ansicht von 49,7 Prozent der Umfrageteilnehmer profitiert die Hamas am meisten von diesen Tunneln. 26,4 Prozent gaben an, die Schmuggeltunnel nützten in erster Linie der Bevölkerung.

Die größte Sorge war für die meisten Befragten (38,3 Prozent) ihre Sicherheit. An zweiter Stelle lagen mit 23 Prozent die Themen Geld und Arbeit. 22,5 Prozent machten sich um ihre Zukunft und 16,2 Prozent um ihre Gesundheit Sorgen.

Wenig Menschenrechte

Ein weiteres Thema waren die Menschenrechte im Gazastreifen. 4,4 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass diese zu einem hohen Maß gegeben seien. 20,8 Prozent waren der Meinung, die Menschenrechtslage sei mittelmäßig. Die Mehrheit, über 70 Prozent, sagte aus, die Menschenrechte seien sehr gering. Die restlichen Befragten machten hierzu keine Angaben.

Wenn sie die Möglichkeit hätten, in ein westliches Land auszuwandern, würden dies 40,2 Prozent der Befragten tun. 57,4 Prozent würden bleiben, der Rest wusste es nicht.

Friedensverhandlungen mit Israel würden 64,1 Prozent unterstützen, 26,7 Prozent der Umfrageteilnehmer waren dagegen. Der Rest weigerte sich, zu antworten oder gab an, es nicht zu wissen.

Mehrheit für Einstaatenlösung

Zwei Staaten in friedlicher Koexistenz hielten allerdings nur 36,8 Prozent der Palästinenser im Gazastreifen für die beste Lösung des Nahostkonflikts. Die Mehrheit, 62,5 Prozent, sprach sich für die Errichtung eines Staates auf dem britischen Mandatsgebiet Palästinas aus, mit gleichen Rechten für alle Bürger.

Die Befragung wurde vom „Palästinensischen Zentrum für öffentliche Meinung“ (PCPO) durchgeführt. Befragt wurden 1.450 Palästinenser an 102 Orten im Gazastreifen. Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 32,4 Jahre alt. 47,9 Prozent waren Frauen, der Rest Männer. Die Fehlerquote liegt bei etwa 2,57 Prozent.

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