Israels Führer hätten immer Frieden mit ihren arabischen Nachbarn gesucht, schreibt Ajalon. Er erinnerte an einen Absatz in der israelischen Unabhängigkeitserklärung. Darin heißt es: „Wir strecken unsere Hand allen benachbarten Staaten und ihren Völkern entgegen und bieten Frieden und gute Nachbarschaft an, und wir appellieren an sie, Bande der Kooperation und der gegenseitigen Hilfe zu knüpfen“. Diese Worte hätten heute noch Gültigkeit, so Ajalon. Er bedauere, dass bislang nur Ägypten und Jordanien Frieden mit dem jüdischen Staat geschlossen haben, heißt es in dem Schreiben, das die Tageszeitung „Ha´aretz“ ins Englische übersetzt hat.
Die israelische Regierung strecke ihren arabischen Nachbarn aber auch die Hand entgegen, um gemeinsam großen globalen Herausforderungen entgegenzutreten. Erstmals seit vielen Jahren fänden sich Israel und die arabische Welt auf derselben Seite wieder, indem sie versuchten, Extremismus zu bekämpfen. Der Iran werde von vielen häufig nur als Bedrohung für Israel angesehen, „aber wir in der Region wissen, es ist anders“, schreibt Ajalon. Das Regime in Teheran exportiere seine extremistischen Ideen in die gesamte Region und bewaffnete terroristische Gruppen versuchten, moderate sunnitische Staaten zu destabilisieren.
„Nicht Israel, sondern Extremisten sind die Feinde!“
„Der Feind der Menschen im Libanon ist nicht Israel, sondern die Hisbollah. Der Feind des palästinensischen Volkes ist nicht Israel, sondern die Hamas. Der Feind des ägyptischen Volkes ist nicht Israel, sondern es sind militante islamistische Oppositionsgruppen. Alle diese Gruppen, und viele andere, erhalten ihre Befehle vom Iran, der jegliches Streben der Region nach Freiheit und Fortschritt kontrollieren und unterdrücken will“, so der stellvertretende Außenminister.
„Gemeinsam gegen den Iran“
Für seine eigenen Zwecke greife der Iran ständig in die Souveränität arabischer Staaten ein. Israel sowie seine sunnitischen Nachbarn stünden im Visier der iranischen Führung. Es müsse daher verhindert werden, dass der Iran in den Besitz von Atomwaffen gelange. „Nur zusammen können wir dieser Bedrohung entgegentreten und sie ausräumen“, so Ajalon.
„Zusammenarbeit beim Kampf gegen Klimawandel“
Ein weiteres wichtiges Thema, bei dem kooperiert werden könnte, sei der drohende Klimawandel. Ajalon wies dabei auf Berichte verschiedener Umweltorganisationen hin, die vor großer Not in der Region warnen, falls der Regen weniger werden sollte und die Temperaturen steigen sollten. Gewalt und Konflikte würden dann zunehmen. Bereits jetzt gebe es Streitigkeiten um das Wasser, die Wüste breite sich weiter aus.
Israel habe es sich zum Ziel gesetzt, die Wüste zum Blühen zu bringen und sei damit in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich gewesen. „Israel war in der Lage, die Wüste in urbares Land und öde Landschaften in Wälder zu verwandeln. Wir haben unsere landwirtschaftlichen Wunder immer mit unseren Freunden in Afrika und Asien geteilt und aus diesem Grund haben viele der Entwicklungsländer eine Partnerschaft mit Israel gesucht, um ihren eigenen landwirtschaftlichen Herausforderungen gegenüberzutreten“, schreibt Ajalon. In Ägypten und Jordanien gebe es ebenfalls eine Zusammenarbeit auf diesem Gebiet. Hunderte Jordanier würden jährlich in Israel im Bereich umweltfreundliche Landwirtschaft ausgebildet.
„Alte Denkmuster ablegen“
Um diesen und weiteren Herausforderungen zu begegnen, müsse mit den Denkmustern der Vergangenheit abgeschlossen werden. Das jüdische Volk sei in der Region aufgrund seiner historischen, legalen, moralischen und nationalen Rechte.
„Die Schwarzseher, die eine jüdische politische Präsenz in der Region nicht zulassen wollen, werden uns alle zu vielen weiteren Jahren der Konflikte und Instabilität verdammen. Es ist Zeit für mutige Führer in der arabischen Welt, wie Ägyptens Präsident Anwar Sadat 1979 und Jordaniens König Hussein 1994, zu erkennen, dass friedliche Koexistenz viel besser für alle von uns ist, als andauernde Konflikte und Feindschaft“, so Ajalon.
„Israel wird seinen Teil erfüllen“
Es sei an der Zeit, in die Zukunft zu schauen und die Unnachgiebigkeit abzulegen, um eine bessere Zukunft für alle Menschen in der Region zu schaffen. Israel sei bisher sehr weit gegangen und sei dazu bereit, seinen Teil zu erfüllen. Allerdings müsse es dafür bereite Partner geben. Ohne diese gebe es nur weitere Konflikte. Eine Gemeinschaft sei nötig, um den riesigen Herausforderungen entgegenzutreten.
Aschley Perry, Medienberaterin für das Büro des stellvertretenden Außenministers, bezeichnete den Brief als „bisher einmalig“. „Normalerweise sprechen Israelis zu den westlichen Medien darüber, was die Araber tun sollten und die Araber sprechen zu ihren Medien darüber, was die Israelis tun sollten. Das hier ist etwas ganz anderes, hier schreibt ein israelischer Politiker auf Arabisch an die arabische Welt“, so Perry.
Der „Offene Brief an die arabische Welt“ wurde in der panarabischen Tageszeitung „A-Schark al-Awsat“ abgedruckt. Diese hat ihren Hauptsitz in London und zählt zu den größten arabischsprachigen Printmedien der Welt.