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Rabbis schenken Palästinensern Korane

NABLUS (inn) - Nach dem Brandanschlag auf eine palästinensische Moschee haben Rabbiner den Dorfbewohnern Koranbücher übergeben. Das Treffen am Sonntag fand an einer Kreuzung außerhalb der Ortschaft Kafr Jassuf bei Nablus statt. Dort war in der Nacht zum Freitag die Moschee in Brand gesteckt und mit hebräischen Hasstiraden besprüht worden.

Wie die Tageszeitung „Jediot Aharonot“ berichtet, wollten die Rabbis ursprünglich direkt nach Kafr Jassuf kommen. Doch die israelischen Sicherheitskräfte verhinderten dies aus Furcht vor gewaltsamen Auseinandersetzungen. Bei dem Treffen sagte der Gouverneur der Region Salfit, Munir Abbuschi: „Das Anzünden der Moschee war ein rassistischer Akt. Wir sind für wahren Frieden, und ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind, um sich mit uns nach der Brandstiftung solidarisch zu erklären. Ich hoffe, wir können in diesem Land als zwei Staaten leben.“

In der Ortschaft forderten ein paar Bewohner Rache, doch sie seien in der Minderheit, fügte Abbuschi hinzu. „Wir sind eine nationale Bewegung und keine religiöse. Alles, was wir wollen, ist ein palästinensischer Staat.“

„Verstoß gegen jüdisches Gesetz“

Der Rabbi der südlich von Bethlehem gelegenen Siedlung Tekoa, Menachem Froman, sagte, das jüdische Gesetz verbiete es, religiöse Stätten zu beschädigen. „Diese Tat war ein schlimmes religiöses Verbrechen.“ Gegenseitiger Respekt zwischen Juden und Muslimen könne Frieden bringen. „Wenn wir weiter unsere Köpfe in den Sand stecken und leugnen, dass der Konflikt religiös ist, werden wir nie irgendwo hingelangen.“

Gleichzeitig verurteilte Froman palästinensische Angriffe auf heilige Stätten der Juden. Als Beispiel nannte er den früheren Siedlungsblock Gusch Katif im Gazastreifen, wo Palästinenser nach dem israelischen Abzug Synagogen in Brand gesteckt hatten. Auch die Entweihung des Josefsgrabs in Nablus kritisierte der Rabbi. „Sie tun sogar schlimmere Dinge als dies – sie ermorden Juden.“ Feindseligkeit gebe es auf beiden Seiten.

Rabbi Jehuda Gilad aus dem religiösen Kibbutz Ma´aleh Gilboa, südwestlich von Beit Schean im Jordantal, sagte: „Wir sind gekommen, um die Dunkelheit zu vertreiben, vor allem während der Tage des Chanukka-Festes. Licht wird nicht hinzugefügt, indem wir unsere Brüder, die Muslime, verletzen. Sie sind Diener Gottes ebenso wie wir.“ Am achttägigen Chanukka-Fest wird jeden Tag einen Kerze mehr an einem Leuchter entzündet. Zum Abschluss des Treffens sangen und tanzten palästinensische und jüdische Vertreter gemeinsam.

Oberrabbiner erinnert an Pogromnacht von 1938

Am Montag besuchte der aschkenasische Oberrabbiner Jonah Metzger Kafr Jassuf, um die Brandstiftung anzuprangern. Er wurde von Dutzenden protestierenden Dorfbewohnern empfangen, die palästinensische Fahnen und Transparente mit Kritik an den Siedlungen im Westjordanland trugen. Die Slogans waren in hebräischer, englischer und arabischer Sprache verfasst.

Am Eingang der beschädigten Moschee sagte Rabbi Metzger laut der „Jerusalem Post“: „Wir, die Nation Israel, wurden vor 70 Jahren traumatisiert, als die Zerstörung in unserer Geschichte, die Schoah, mit dem Verbrennen von Synagogen während der Kristallnacht.“

Israelische Politiker verurteilen Entweihung

Israels Präsident Schimon Peres forderte am Sonntag, dass die gesamte israelische Nation die Brandstiftung verurteile: „Wenn wir nicht die Religionen anderer Menschen respektieren, wird niemand unsere eigene Religion respektieren. Vorgestern wurden wir Zeugen eines der schauderhaftesten Versuche, unsere Region in Brand zu stecken. Das ganze Land muss gegen diesen furchtbaren Versuch aufstehen. Das ist Ihre große Aufgabe“, äußerte Peres bei einem Chanukka-Lichtzünden in der Residenz des Präsidenten mit Polizisten, die sich ausgezeichnet hatten.

Premierminister Benjamin Netanjahu bezeichnete die Tat in der wöchentlichen Kabinettssitzung als „besonders schlimmes Verbrechen – ein Verbrechen gegen Religion“. Es verneine menschliche Werte, die jüdische Tradition und die Tradition des Staates Israel. Er forderte die Behörden auf, sich besonders zu bemühen, um die Schuldigen zu fassen. „Das ganze Gewicht des Gesetzes muss gegen die Verantwortlichen benutzt werden.“

Kritik aus der islamischen Welt

Am Freitag war Palästinenserführer Mahmud Abbas in der jordanischen Hauptstadt Amman mit dem israelischen Abgeordneten Ahmad Tibi zusammengetroffen. Er nannte die Brandstiftung ein „abscheuliches Verbrechen“ und fügte an: „Die Aktionen der Siedler sind brutal.“

Der arabische Knesset-Abgeordnete Talab el-Sana forderte, die US-Regierung müsse den Siedlerrat auf die Liste der Terrorgruppen setzen: „Im Gegensatz zu den Organisationen, die auf der Liste der Terror-Organisationen erscheinen, die führ ihr Recht auf Selbstverteidigung kämpfen, gebrauchen die Siedler Terror, um die Rechte der Palästinenser auf Selbstdefinierung zu verhindern. Das Anzünden der Moschee ist eine terroristische Tat.“

Auch die Organisation der Islamischen Länder (OIC), der 57 Staaten angehören, verurteilte die Tat. Das Verbrennen von Koranbüchern und die „rassistischen Slogans“ auf den Wänden seien ein eklatanter Angriff auf heilige Stätten. Der Vorfall „bestätigt, dass die Intervention der internationalen Gemeinschaft dringend nötig ist, um Israel aufzufordern, seine Übergriffe einzustellen.“

Die Brandstifter hatten in hebräischer Sprache Graffiti an die Wand geschrieben, wie „Wir werden unsere Vergeltung haben“ oder „Wir werden Euch alle verbrennen“. Infolge der Tat gab es nahe Kfar Jassuf Zusammenstöße zwischen israelischen Soldaten und Palästinensern, als Muslime die Israelis mit Steinen bewarfen. Ein Grenzpolizist und fünf Palästinenser erlitten leichte Verletzungen.

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