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Staatssekretär Rachel: „Israels Integrationsleistung ist beachtlich“

BERLIN / JERUSALEM (inn) - Deutschland und Israel können im Bereich der Berufsausbildung viel voneinander lernen. Dies sagte Staatssekretär Thomas Rachel im Gespräch mit der deutschen Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine".

Vor 40 Jahren schlossen die Bundesrepublik und Israel einen Vertrag über die Zusammenarbeit in der Berufsausbildung ab. „Die Grundidee war, israelische Fachkräfte aus dem Bereich der beruflichen Bildung in Deutschland zu qualifizieren“, erklärte Rachel in dem Interview. „Wir haben deshalb israelische Fachkräfte eingeladen, unser Ausbildungssystem kennenzulernen. Berufsschullehrer, Betriebsausbilder, aber auch Vertreter von Institutionen und Ministerien aus diesem Bereich sind von uns geschult worden, haben in deutschen Fachbetrieben Praktika gemacht und erlebt, wie das Zusammenwirken in den Betrieben und den Schulen zwischen Auszubildenden und Meistern funktioniert.“

Am Anfang habe die deutsche Hilfe für Israel im Vordergrund gestanden, fügte der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hinzu. „Über die Jahrzehnte hat sich das Ganze aber zu einem Projekt entwickelt, das auf Gegenseitigkeit beruht. Deutsche Fachkräfte wollen jetzt auch immer häufiger wissen, wie die berufliche Bildung in Israel strukturiert ist. Unsere Ausbilder interessiert, wie sie Gelerntes verwenden und in die deutsche Praxis integrieren können.“

„Lernen, wie man Zuwanderer integriert“

Auf die Frage, was Deutschland von Israel lernen könne, antwortete Rachel: „Für uns ist ausgesprochen interessant, wie ein sehr kleines Land mit einer hohen Bevölkerungsdichte es schafft, die hohe Zahl von Neuzuwanderern in die Gesellschaft, ins Bildungssystem und in die Berufsausbildung zu integrieren. Da können wir hier in Deutschland manches lernen, auch wenn die Verhältnisse nicht eins zu eins übertragbar sind. Aber Israels Integrationsleistung ist sehr beachtlich.“

Allerdings gebe es erst seit etwa einem Jahrzehnt eine Kooperation, die auf Gegenseitigkeit beruhe, sagte der CDU-Politiker. Bislang haben deutlich mehr Israelis als Deutsche an dem Programm teilgenommen. Doch jetzt kämen Multiplikatoren aus beiden Ländern. „Inzwischen befinden wir uns in einer Phase, in der wir sogar über gemeinsame Projekte in der beruflichen Ausbildung nachdenken.“ Dies sei bei modernen Technologien wie Solar- und Windenergie oder Elektrofahrzeugen denkbar. Dafür würden gemeinsam mit israelischen Kollegen Lehrmaterialien entwickelt.

Ausbildung für Jugendliche mit schlechten Voraussetzungen

Rachel fügte an: „Wir stehen zudem vor einer weiteren Herausforderung: Wie können wir Jugendlichen mit schlechten Startvoraussetzungen optimale Möglichkeiten einer Berufsausbildung bieten? In diesem Bereich können Deutschland und Israel voneinander sehr viel lernen.“

Das „Deutsch-Israelische Programm zur Zusammenarbeit in der Berufsausbildung“ besteht seit 1969. Initiator war der DGB-Vorsitzende Ludwig Rosenberg. Der Berliner Jude hatte den Holocaust in London überlebt. Bisher haben sich 1.100 Israelis und 200 Deutsche beteiligt. Das Jahresbudget beträgt 200.000 Euro.

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