„Wir sehen in den USA eine Macht, die der Region ihre Hegemonie aufzwingen möchte“, sagte Nasrallah in seiner Ansprache, die im Fernsehen übertragen wurde. Die Hisbollah („Partei Allahs“) wolle sich gegen diese Hegemonie und die israelische Besatzung erheben. Seit dem Zweiten Weltkrieg sähen die USA in der Welt nur Märkte, die ihnen zur Verfügung stehen müssten. Die Amerikaner betrieben eine „grenzenlose Expansionsstrategie“.
„Die Regierung Bush fand in den Vorfällen des 11. September eine Gelegenheit, anderen ihren Einfluss aufzuzwingen, mit der Ausrede des Kriegs gegen den Terror“, fügte Nasrallah hinzu. „Sie versuchte, Terror und Widerstand gleichzusetzen. Zweifellos ist der amerikanische Terror die Ursache für allen Terror in der Welt. Diese Regierung hat sich selbst das Recht verliehen, einen Vernichtungskrieg zu eröffnen, der nicht zwischen den einzelnen Menschen unterscheidet.“
Es sei das höchste Ziel der USA, durch alle Mittel, auch militärische, die Herrschaft über alle Völker zu gewinnen, sagte der Hisbollah-Führer. So erfüllten sie alle Bedürfnisse des „zionistischen Gebildes“. „Die Front gegen die amerikanische Gefahr muss global sein.“
„Auf israelische Expansionsbestrebungen reagieren“
Wie die Tageszeitung „Jediot Aharonot“ berichtet, ist ein großer Teil des Programms Israel gewidmet. Der jüdische Staat wird als „zionistisches Gebilde“ oder „Krebsgeschwür“ bezeichnet. Er stelle eine beständige Gefahr für den Libanon dar. Verhandlungen mit Israel schloss Nasrallah aus. Er zählte die „Errungenschaften“ seiner Organisation auf: „Der Widerstand hat es geschafft, einen gewaltigen Sieg über das zionistische Gebilde zu erringen, das Heimatland zu verteidigen und den Rest seines Landes zu befreien. Diese Aufgabe ist ein beständiges nationales Bedürfnis angesichts der israelischen Drohungen und der Expansionsbestrebungen Israels.“
Der Hisbollah-Führer forderte die Libanesen zur Unterstützung des bewaffneten Kampfes auf. „Der Widerstand muss Teil unserer Verteidigungsstrategie sein.“ Die israelische Gefahr „lauert dem Libanon auf und verpflichtet alle Libanesen, einen Beitrag für das Wachen über die Heimat zu leisten“. Man müsse die libanesischen Gebiete befreien, die besetzt in Israels Händen geblieben seien. Damit bezog er sich auf die umstrittene Scheba-Farm in der Grenzregion zwischen Israel, Syrien und dem Libanon sowie die israelisch-libanesische Stadt Radschar und die Hügel von Schuba. Diese Gebiete befinden sich derzeit unter israelischer Kontrolle.
Nasrallah lobte die iranischen Ajatollah-Regierungen: „Die Hisbollah sieht in Teheran einen zentralen Faktor in der islamischen Welt. Seine Politik ist klar – eine kompromisslose Unterstützung für die palästinensische Sache.“ Der Iran habe nach der Vertreibung des Schah im Jahr 1979 als erstes Land eine palästinensische statt der israelischen Botschaft eröffnet.
Mitte November hatte die Hisbollah mitgeteilt, dass Nasrallah zum sechsten Mal in Folge zu ihrem Vorsitzenden gewählt worden sei. Im 30-köpfigen libanesischen Kabinett stellt die Miliz zwei Minister.