„Selbst in Zeiten der Meinungsverschiedenheit hatte ich einen tiefen Respekt vor ihm“, so Netanjahu in seiner Ansprache vor dem israelischen Parlament. „Ich wusste, dass, selbst wenn wir nicht einer Meinung waren, sich seine Erwägungen und seine Entscheidungen an einer tiefen, inneren Überprüfung dessen orientierten, was er für gut für das Land hielt.“ Der Premier fügte hinzu: „Wir werden nach Rabins Richtlinien handeln: zu tun, was gut für unser Volk ist. Und ich trage in meinem Herzen ein Gebet, dass wir bei den großen schicksalsschweren Entscheidungen, die vor uns liegen, einander immer respektieren werden.“
Auch der Knesset-Vorsitzende Reuven Rivlin würdigte seinen früheren politischen Gegner. Wer Rabin persönlich gekannt habe, vermisse dessen Ehrlichkeit und Direktheit sowie den Nachdruck, mit dem er jedes Argument abgewogen habe. Das Bewusstsein von dem Mord sei endlich in allen Teilen der Gesellschaft angekommen.“ Plötzlich verstehen so viele von uns, was für eine tiefe Kluft in jedem von uns durch den Mord hinterlassen wurde.“ Selbst diejenigen, die das Oslo-Abkommen für eine Tragödie hielten, könnten sich Trauer und Entsetzen darüber erlauben.
Oppositionsführerin Zippi Livni sagte: „Die klare Moral, über die es keinen Streit gibt, ist, dass wir uneins sein können, aber niemals den anderen zum Schweigen bringen können, und gewiss nicht für ewig, durch eine Pistolenschuss.“ Die Israelis müssten darüber nachdenken, welche Verhaltensweisen in einer Auseinandersetzung noch legitim seien.
Peres: „Ohne Rabins Errungenschaften wären alle Palästinenser Hamas“
Bereits am Vormittag hatten Politiker, militärische Würdenträger und Angehörige die jährliche Gedenkzeremonie auf dem Herzl-Berg abgehalten. Rabins langjähriger Wegbegleiter, Staatspräsident Schimon Peres, sagte: „In Frieden und Krieg suchte Jitzhak nach Wahrheit, er suchte nicht nach falschem Prestige. Er verbarg Tatsachen nicht, er log nicht und er gab nicht auf. Er wusste, dass ein militärischer Sieg nicht das Ziel von Krieg ist, sondern Einfluss, um echte Ziele zu erreichen. Er wusste, wie man Druck von außen nicht nachgibt.“
Peres fügte an: „Ich bin stolz auf das, was wir unter Jitzhaks Führung erreicht haben, auf unsere gemeinsame Reise.“ Er sei stolz auf die Verhandlungen, die dafür gesorgt hätten, dass die Mehrheit der Palästinenser von Terror zu Diplomatie überging. „Ohne dies wären alle Palästinenser Hamas. Ich bin stolz darauf, dass wir Frieden mit Jordanien erreicht haben.“
Zentrale Veranstaltung wegen Regens verschoben
Der Auftakt des Gedenkens fand bereits am Mittwochabend in der Residenz des israelischen Präsidenten statt. Am Donnerstag gab es an den Schulen Zeremonien und Unterrichtstunden zum Thema Toleranz. Außerdem hielten Jugendbewegungen eine Versammlung an der Universität Tel Aviv ab. Eine für den morgigen Samstagabend geplante zentrale Veranstaltung auf dem Rabin-Platz in der Küstenmetropole wurde hingegen wegen starker Regenfälle um eine Woche verschoben. Dort sollen verschiedene Politiker zu Wort kommen. Auch eine Videobotschaft von US-Präsident Barack Obama soll ausgestrahlt werden.
Rabin war am 4. November 1995 bei einer Friedenskundgebung in Tel Aviv von dem jüdischen Israeli Jigal Amir mit drei Schüssen ermordet worden. Nach dem jüdischen Kalender jährt sich dieses Datum, der 12. Tag des Monats Cheschwan, am Donnerstagabend und am heutigen Freitag.