Die Rückgabe würde „eine andauernde historische Ungerechtigkeit korrigieren“, sagte der Direktor der israelischen Nationalbibliothek, Schmuel Har Noy. Israel habe alleinigen Rechtsanspruch auf das Manuskript. Das deutsche Literaturarchiv hatte es im Jahr 1988 für etwa 2,6 Millionen Deutsche Mark gekauft, berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“.
„Die Deutschen wussten, dass es ein Problem mit dem Manuskript gibt, als sie es vor 20 Jahren erhielten. Aber sie behaupten weiterhin ohne schlechtes Gewissen, dass sie es auf eine legale Weise erworben hätten“, sagte der Anwalt der Nationalbibliothek, Meir Heller. Die Mitarbeiter der Bibliothek gehen davon aus, dass das Originalmanuskript gegen das Einverständnis des Erbens, Kafkas Freund Max Brod, verkauft worden ist.
Die israelische Nationalbibliothek ist nun vor Gericht gegangen, um die Rechte an „Der Prozess“ zu sichern. Damit wollen sie verhindern, dass die Privaterbinnen Ruti Wisler und Eva Hoffe das Erbe an das Ausland verkaufen.
Kafka hatte die Manuskripte vor seinem Tod an seinen Freund Bord gegeben und ihn gebeten, diese zu verbrennen. Dieser allerdings hob sie auf und veröffentlichte sie. Als Brod im Jahr 1939 vor den Nationalsozialisten aus Prag fliehen musste, hatte er die Werke in seinem Koffer versteckt. Brod vererbte die Manuskripte Kafkas an seine Sekretärin Esther Hoffe. Diese wiederum vermachte im Jahr 2007 einen Teil ihren Töchtern und verkaufte einige Stücke. Die Töchter sollen das Erbe verteilt in mehreren Safes aufbewahren.
„Der Prozess“ allerdings hatte Esther Hoffe 1988 im Auktionshaus „Sotheby’s“ versteigern lassen, wodurch es in deutsche Hände fiel. Seitdem wird es im deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar aufbewahrt.