Der Holocaust sei eine „politische Angelegenheit“ und Junis habe die Kinder und Jugendlichen ohne deren Wissen in einen „politischen Streit“ hineingezogen, zitiert die Tageszeitung „Jerusalem Post“ Adnan Hindi, einen Sprecher der Behörden. Auch die Eltern der jungen Musiker hätten nicht gewusst, dass ihre Kinder vor Holocaust-Überlebenden auftreten würden. Das Orchester „Saiten der Freiheit“ werde daher aufgelöst, die Dirigentin dürfe die Ortschaft und ihr dortiges Appartement, in welchem sie die Palästinenser unterrichtete, nicht mehr betreten.
„Der Holocaust ist passiert, aber wir stehen einem ähnlichen Massaker durch die Juden selbst gegenüber. Wir haben unser Land verloren und wir wurden gezwungen, zu fliehen und wir haben in den vergangenen 50 Jahren in Flüchtlingslagern gelebt“, so Hindi.
Auch Ramsi Fajad, ein Sprecher der verschiedenen politischen Fraktionen in Dschenin, verurteilte den Auftritt. „Es kann keine Normalisierung geben, während Israel weiterhin Massaker gegen unser Volk verübt“, kritisierte der Palästinenser.
Laut dem Bericht wurden in Dschenin am Wochenende Flugblätter verteilt. Darin wurde das Konzert streng verurteilt. Palästinenser wurden davor gewarnt, an möglichen ähnlichen Veranstaltungen in Zukunft teilzunehmen.
Wafa Junis hatte am Samstag erklärt: „Wir haben nichts Falsches getan“. Sie habe lediglich Musik machen wollen.
Bedauern in Israel
In Israel wurden die Entwicklungen in Dschenin nach dem Auftritt mit Enttäuschung aufgenommen. „Wafa wusste, dass das Orchester vor Holocaust-Überlebenden auftreten würde. Wir wollten die Herzen der Menschen einander näher bringen und wenn sie dagegen sind, dann ist das eine wirkliche Schande“, sagte Kajan Rabino, Leiter der Organisation „Ruach Tova“ („Guter Geist“), die das Konzert in Israel organisiert hatte.