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Marine verhindert illegales Eindringen von Frachtschiff

GAZA (inn) - Die israelische Marine hat in der Nacht zum Donnerstag ein libanesisches Schiff aufgehalten, das Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen wollte. Die Waren sollen nun auf dem Landweg in das palästinensische Gebiet transportiert werden.

Ein israelischer Militärsprecher veröffentlichte am Donnerstag eine ausführliche Beschreibung der Vorgänge um den Frachter „Tali“, der versucht habe, illegal in die von Israel kontrollierten Küstengewässer des Gazastreifens einzudringen. Nach Angaben des Militärsprechers handle es sich um einen Frachter, der unter der Flagge von Togo fuhr. Vor einigen Tagen sei das Schiff von Tripoli im Libanon in See gestochen und habe nach einem Zwischenstopp in Zypern Kurs auf Gaza genommen.

„Frachter bereits auf See kontaktiert“

Schon auf See habe Israel den Frachter kontaktiert und der Besatzung klar gemacht, dass sie keine Genehmigung bekomme, um in die Küstengewässer des Gazastreifens einzufahren. Als Grund habe Israel „Sicherheitsrisiken“ und die bestehende Meeresblockade angegeben. Seit Mittwoch habe Israel im Kontakt mit der „Tali“ gestanden, bis die Mannschaft des Frachters ihre Absicht kundgetan habe, Kurs auf den Hafen von El-Arisch in Ägypten nehmen zu wollen.

In den Morgenstunden des Donnerstag habe der Frachter jedoch nach Angaben des Militärsprechers sein „Benehmen geändert“ und sei in Richtung des Gazastreifens abgedreht, „im Widerspruch zu den Behauptungen der Mannschaft am Abend zuvor“. Alle Warnungen außer acht lassend sei der Frachter dann doch in die Küstengewässer des Gazastreifens eingedrungen, behauptet der Militärsprecher. Das Verhalten der Schiffsmannschaft erregte Verdacht, eine Bedrohung für die Sicherheit darzustellen. Das Schiff könnte dazu benutzt werden, „verbotenes Gerät“ in den Gazastreifen zu schmuggeln.

Infolge der Aktionen der Mannschaft des Frachters habe eine Streitkraft der israelischen Marine das Schiff gestoppt, geentert und die Kontrolle über den Frachter übernommen, um ihn zum israelischen Hafen Aschdod umzuleiten. Beim Betreten des Handelsschiffes seien keine Schüsse abgefeuert worden. Die Mannschaft des Frachters werde der Polizei zum Verhör übergeben. Die „humanitären Güter“ an Bord des Frachters sollen auf dem Landweg durch einen der israelischen Grenzübergänge in den Gazastreifen gebracht werde.

Abschließend behauptet der Militärsprecher, dass „jede Organisation und jedes Land“ humanitäre Hilfe in den Gazastreifen schicken könne, aber nur über die bestehenden Grenzübergänge zwischen Israel und dem Gazastreifen und nur nach vorheriger Absprache.

„Al-Dschasira“-Reporterin an Bord

Während der Fahrt hatte Salam Hader, eine Reporterin des arabischen TV-Senders „Al-Dschasira“, von Bord der „Tali“ berichtet. Das Hilfsschiff amerikanischer und palästinensischer Menschenrechtsorganisationen wurde vor der Fahrt in „Bruderschaft“ umbenannt. Am Dienstag hatte das mit 60 Tonnen Nahrungsmitteln, Spielzeug, Büchern und Medikamenten beladene zypriotische Schiff von der nordlibanesischen Stadt Tripoli aus Kurs auf den Hafen von Gaza genommen. Die Aktivisten wollten demonstrativ die israelische Blockade des Gazastreifens durchbrechen.

„Die Israelis beschießen unser Schiff. Soldaten haben unser Schiff geentert und die Mannschaft verprügelt“, schrie die Reporterin ins Mikrofon. Dann war die Funkverbindung unterbrochen. Die israelischen Soldaten hätten die Funkgeräte zerstört, behauptete der Fernsehsender aus Katar, das vor wenigen Tagen seine diplomatischen Beziehungen mit Israel aus Protest gegen den Gazakrieg abgebrochen hatte.

Die zypriotischen Behörden hatten vor der Abfahrt des Schiffes die Ladung geprüft, um sicher zu stellen, dass es keine Waffen für die Hamas-Organisation mitführe.

Priester unter Aktivisten auf dem Schiff

In Tripoli schlossen sich nach langen Verhandlungen mit dem libanesischen Innenminister weitere acht Menschenrechtsaktivisten dem Schiff an. Unter ihnen war auch der 84-jährige ehemalige Erzbischof der griechisch-katholischen Gemeinde in Jerusalem, Hilarion Capucci.

Capucci war in den siebziger Jahren Erzbischof der Melkiten von Jerusalem. 1974 entdeckte der israelische Geheimdienst versteckte Waffen und Sprengstoff in seinem Fahrzeug. Als Kirchenoberhaupt fuhr er in einem Wagen mit diplomatischem Kennzeichen. So fühlte er sich sicher, für die PLO Waffen schmuggeln zu können, die für Terroranschläge in Israel bestimmt waren. Capucci dementierte zunächst, von dem Waffenschmuggel in seinem Fahrzeug gewusst zu haben. Doch ein handschriftlicher Zettel mit der Telefonnummer des PLO-Aktivisten, für den die Waffen bestimmt waren, überführten ihn. Capucci geriet in Verdacht, weil er über fünfzig Mal pro Jahr in seinem Auto zwischen Libanon, Jordanien und dem Westjordanland verkehrte. Er galt als das wichtigste Bindeglied zwischen der damaligen PLO-Zentrale in Beirut und Terroristen in den besetzten Gebieten. Der Erzbischof wurde von einem israelischen Gericht wegen Beihilfe zu Terror zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Der Vatikan übte Druck auf Israel aus. 1977 wurde Capucci aus der Haft entlassen und des Landes verwiesen. Der Vatikan verpflichtete sich „hoch und heilig“ gegenüber Israel, dass Capucci nicht nach Israel zurückkehre und sich politischer Aktivitäten gegen Israel enthalte. Gleichwohl blieb der ehemalige Erzbischof politisch aktiv. Israelische Proteste nützten nicht viel.

Im vergangenen Jahr hatten immer wieder Aktivisten der linksgerichteten Organisation „Befreit Gaza“ versucht, von Zypern aus mit Jachten den Hafen von Gaza zu erreichen. Die israelische Marine ließ mehrere Boote passieren. Mitgefahren waren unter anderen Journalisten, Holocaustüberlebende, Ärzte, Nobelpreisträger und sogar die Schwägerin des ehemaligen britischen Premiers Tony Blair. Auch israelische Linksaktivisten reisten so nach Gaza und wurden festgenommen, als sie auf dem Landweg nach Israel zurückkehrten. Die bekannte israelische Journalistin Amira Hass wurde mit massiven Drohungen ihrer Hamas-Aufpasser aus dem Gazastreifen vertrieben. In jüngster Zeit hat Israel Schiffen aus Iran und Libyen die Durchfahrt nach Gaza verweigert und sie zum Abdrehen gezwungen.

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