Suche
Close this search box.

„Befreit Gaza“: PR-Aktion fällt ins Wasser

Die kalifornische "Befreit Gaza"-Organisation zog alle emotionalen Register, um mit zwei Fischkuttern und 45 "Friedenskämpfern" an Bord pressewirksam die israelische Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen. Am 23. August landeten die Kutter im Hafen von Gaza, empfangen von zunächst begeisterten Palästinensern.

Monatelang wurde die Aktion vorbereitet, teilweise unter Geheimhaltung, weil befürchtet wurde, dass der israelische Geheimdienst Mossad die Boote versenken könnte. Auf Kreta wurden zwei griechische Fischkutter angeheuert. Die mussten für die Fahrt über das ruppige Mittelmeer seefest gemacht und mit Kommunikationsgeräten ausgestattet werden. Ein Schiff nannten sie „SS Befreit Gaza“. Die Farbe für die Bemalung und dringend benötigte Luftballons für Kinder in Gaza kosteten 2.000 Dollar. Für das gesamte Projekt wurde eine halbe Million Dollar veranschlagt, wovon bisher nur knapp die Hälfte durch Spenden gedeckt wurde.

Keil zwischen Israel und USA

Die „Friedenskämpfer“, oder „Aktivisten“, wie sie ähnlich den von Gaza aus Raketen verschießenden Hamas-Leute genannt werden, tauften den zweiten Kutter „SS Liberty“. Das war ein amerikanisches Kriegsschiff, das 1967 unangemeldet in den Gewässern vor Gaza spionierte. Fünf unabhängige Untersuchungen ergaben, dass das Kriegsschiff am 8. Juni 1967 „versehentlich“ von israelischen Mirage-III-Kampfflugzeugen angegriffen wurde. 34 US-Soldaten wurden getötet und über 100 verletzt. Damals gab es noch keine militärische Kooperation zwischen Israel und den USA. Gleichwohl dient dieser historische Vorfall Friedensorganisationen dazu, einen Keil zwischen beide Länder zu treiben, um Israel zu isolieren. Entsprechend planten die „Friedensaktivisten“ auf hoher See eine Gedenkzeremonie für die gefallenen amerikanischen Soldaten.

Die bunt zusammengewürfelten Friedenspassagiere, überwiegend aus den USA und Großbritannien, wurden durch symbolische Personen aus der pro-palästinensischen Szene verstärkt. Die promovierte Judaistin und Lehrerin Edith Lutz aus Sötenich in der Eifel wollte nach eigenen Angaben palästinensischen Kindern beibringen, dass der Kern des Judentums „Liebe und Menschlichkeit sei, anstelle von Gewalt und Hass“. Einschlägige Palästina-Portale im Internet betonen, dass Lutz Jüdin sei, als ob ihr das besondere moralische oder politische Kompetenz einräume. Gleiches gilt für die 84 Jahre alte, aus Freiburg stammende Holocaust-Überlebende und antiisraelische Propagandistin Hedy Epstein. Ihre Eltern wurden in Auschwitz ermordet. Die ausgewiesene „Antizionistin“ will aufgrund ihrer „eigenen Gefühle“ mit den Palästinensern in Gaza „Solidarität“ zeigen.

„In Gaza findet ein schleichender Völkermord statt, von dem niemand Notiz nimmt“, behauptet dazu die zum Islam konvertierte britische Journalistin Yvonne Ridley. Die betont als „Jüdin“ und Antizionistin ausgegebene Donna Wallach habe 15 Jahre lang im „besetzten Palästina“ in der Gegend von Tel Aviv gelebt. Jude und Israeli ist Professor Jeff Halper. Er demonstriert regelmäßig gegen gerichtlich verfügte Zerstörungen von illegal gebauten palästinensischen Häusern in Jerusalem. Drei Tage nach seiner Ankunft wurde er übrigens am Eres-Übergang festgenommen, als er nach Israel einreisen wollte. Denn er hatte eine militärische Verfügung missachtet, laut der Israelis den Gazastreifen nicht betreten dürfen.

Kein Zusammenstoß mit der Marine

Am 23. August gegen 18 Uhr landeten die beiden Boote, nachdem am Nachmittag die Presse mit hysterischen Emails über elektronische Störungen aller Navigationsgeräte an Bord „durch die israelische Armee“ informiert wurde. Die Israelis dementierten scharf. Später behaupteten die Aktivisten, dass „Unbekannte“ die Störungen verursacht hätten. Ein für Journalisten im israelischen Hafen Aschdod angemietetes Boot (500 Euro Mitfahrpreis für ein paar Stunden Bötchenfahrt) musste vorzeitig umdrehen, um vor Einbruch der Dunkelheit heimzukehren.

Der von den Friedenskämpfern erwartete Zusammenstoß mit der israelischen Marine blieb aus. Gemäß geltendem Völkerrecht kontrolliert Israel die Gewässer vor Gaza. Das wollten die Menschen- und Völkerrechtsaktivisten jedoch nicht akzeptieren. Das israelische Außenministerium beschloss dennoch, eine Konfrontation zu vermeiden, „zumal wir wissen, wer an Bord ist und was sie geladen haben“.

Nicht genügend Proviant

Unter Jubel waren die Aktivisten im Hafen eingetroffen, live übertragen von Al-Dschasira TV, doch dann verbot die Hamas-Polizei erst einmal die geplante Empfangszeremonie, wegen „zu großem Gedränge“. Enttäuscht verließen einige Palästinenser den Hafen, weil die Aktivisten zwar 200 Hörgeräte für Kinder mitgebracht hätten, aber nicht mal ausreichend Nahrungsmittel für sich selber. Obgleich die Friedenskämpfer die Blockade des Gazastreifens demonstrativ durchbrachen, um 1,5 Millionen Palästinenser angeblich vor Hunger zu bewahren, werden sie sich erst einmal in Gaza mit Nahrungsmitteln für die Rückfahrt eindecken müssen.

Das israelische Außenministerium „begeisterte“ sich in einem zynischen Brief für deren „humanitäre Mission“ und bot an, die 200 Hörgeräte auf dem Landweg über einen der seit drei Monaten offenen Grenzübergänge des nicht-mehr-blockierten Gazastreifens zu transportieren. Doch die Friedensaktivisten schlugen das aus. Aviv Schiron, Sprecher des Außenministeriums, sagte auf die Frage, was denn diese Aktion zum Frieden beitrage: „Gar nichts. Es ist eine reine Provokation.“

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen